© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/18 / 12. Januar 2018

Importierte Gewalt
Kriminologen: Die gestiegene Zahl von als Flüchtlinge registrierten Zuwanderern führt zu mehr Kriminalität / „Bleibeperspektive entscheidend“
Ronald Berthold

Allein in Niedersachsen hat die Polizei jeden Tag durchschnittlich 5,7 Gewalttaten aufgeklärt, die Flüchtlinge begangen haben. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Instituts für Delinquenz und Kriminalprävention der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Der deutliche Anstieg der Gewaltkriminalität in diesem Bundesland, aber auch in Deutschland insgesamt beruhe demnach „ganz überwiegend auf der Zuwanderung von Flüchtlingen“. 

Bis zum Beginn der Masseneinwanderung im September 2015 sei die Gewaltkriminalität sieben Jahre lang zurückgegangen – insgesamt um 22 Prozent. Nun gebe es eine deutliche Trendumkehr. Inzwischen ist demnach gut jeder siebte festgenommene Gewalttäter in Niedersachsen ein Flüchtling – 13,3 Prozent. Ihr Bevölkerungsanteil macht zwei Prozent aus. Auch die Zahl der sonstigen nichtdeutschen Tatverdächtigen sei zwischen 2014 und 2016 um zehn Prozent angestiegen.

Verfasser warnen vor  „Mißbrauch“ ihrer Studie

Die Autoren der Studie belegen, daß der Anteil der deutschen Tatverdächtigen von 2012 bis 2016 um 16,2 Prozent abgenommen habe. Explosionsartig erhöht habe sich dagegen seit 2014 die Gewaltkriminalität von Flüchtlingen – und zwar um den Faktor 3,4.

Besonders deutlich wird dies bei den Sexualstraftaten: Bei „Vergewaltigung sind die Fälle mit tatverdächtigen Flüchtlingen seit 2014 um das Fünffache angestiegen“, heißt es in der Studie. Demnach ordnete die niedersächsische Polizei dieser Personengruppe im vorvergangenen Jahr 116 Vergewaltigungen zu. Gleichzeitig nahm die Zahl der deutschen Täter um 11,5 Prozent ab, die der sonstigen Nichtdeutschen sogar um 13,5 Prozent. Die Vergewaltigungsopfer der tatverdächtigen Flüchtlinge sind mit 58,6 Prozent vorwiegend Deutsche. Auch bei den insgesamt 337 durch Flüchtlinge begangenen Raubtaten sind die Opfer mehrheitlich deutsch (70,3 Prozent). Die Zahl der festgenommenen „Schutzsuchenden“ stieg bei diesem Delikt um das 2,4fache, während die der Deutschen um 10,0 Prozent sank.

Die Opfer der 45 von Flüchtlingen verübten Tötungsdelikte (Mord und Totschlag) in Niedersachsen sind dagegen meistens „sonstige Nichtdeutsche“ (48,9 Prozent) und andere Flüchtlinge (42,2 Prozent). 8,9 Prozent hatten die deutsche Staatsangehörigkeit. Inzwischen werden 12,6 Prozent dieser Taten in Niedersachsen von Flüchtlingen begangen.

Das Gros der Gewaltdelikte machen die gefährlichen und schweren Körperverletzungen aus. Hier zählte die Polizei 1.593 festgenommene Flüchtlinge in einem Jahr. Ein Anstieg um das 3,7fache im Vergleich zu 2014. Rund jedes vierte Opfer (411) war ein Deutscher. Auch die Zahl der sonstigen nichtdeutschen Tatverdächtigen stieg hier deutlich an – um 17,7 Prozent.

Betrachte man alle Taten zusammen, sei „die seit 2014 in Niedersachen eingetretene Zunahme der aufgeklärten Fälle von Gewalt zu 92,1 Prozent der Gruppe der Flüchtlinge zuzurechnen“, schreiben die Wissenschaftler. Die „enorme Zuwanderung von Flüchtlingen nach Deutschland“ entwickle sich zu einer „eigenständigen Herausforderung in bezug auf die aktuelle und zukünftige Gewaltsituation“. Denn die Daten der Kriminalstatistik belegten, „daß der Anstieg der Gewaltkriminalität primär die nichtdeutschen Jugendlichen betrifft und mit der Zuwanderung von Flüchtlingen zusammenfällt“. 

Die Situation in Niedersachen könne auf ganz Deutschland verallgemeinert werden, meinen die Verfasser: „Auch hier gab es zwischen 2007 und 2014 eine starke Abnahme der Gewaltdelikte (-17 Prozent). In den beiden folgenden Jahren erhöhte sich ihre Zahl um 7,0 Prozent.“

Für die hohe Gewaltkriminalität von Flüchtlingen machen die Forscher vor allem den hohen Männeranteil (78 Prozent der über 13jährigen) und die Altersstruktur verantwortlich. Außerdem: „Die Flüchtlinge stammen ganz überwiegend aus Ländern, die von maskuliner Dominanz geprägt sind.“ Die Autoren gehen davon aus, daß „ein beachtlicher Teil“ der Zugewanderten „sogenannte gewaltlegitimierende Männlichkeitsnormen verinnerlicht“ habe. Sie sprechen von „importierter Machokultur“. Auch ein ungesicherter Aufenthaltsstatus und der „sehr unsichere Duldungsstatus“ dürften „das Risiko der Begehung von Gewalttaten erhöht haben“. Die Autoren Christian Pfeiffer, Dirk Baier und Sören Kliem, die im Auftrag des von der SPD-Politikerin Katarina Barley geführten Familienministeriums arbeiten, warnen allerdings davor, falsche Schlüsse aus den Ergebnissen zu ziehen. Denn: Es sei „davon auszugehen, daß Gewaltdelikte von Flüchtlingen im Vergleich zu denen von deutschen Tätern mindestens doppelt so oft angezeigt werden und dadurch eine entsprechend erhöhte Sichtbarkeit erreichen“. 

Allerdings heißt es an anderer Stelle, „daß sich innerhalb einer Migrantengruppe eine informelle Gruppennorm entwickelt, wonach man die deutsche Polizei aus internen Konflikten möglichst heraushalten sollte“. Das hieße, daß zumindest Gewalttaten von Flüchtlingen untereinander weniger angezeigt werden.

Dennoch befürchten die Kriminologen, daß die aus ihren Zahlen „entstehenden Fehleinschätzungen“ dazu mißbraucht werden könnten, „die Ängste vor Flüchtlingen zu schüren und die Ausländerfeindlichkeit zu erhöhen“. Journalisten und Politiker „sollten deshalb stets auf diesen Verzerrungsfaktor hinweisen, wenn die Gewaltkriminalität der Flüchtlinge thematisiert wird“. Trotzdem faßt die Studie eine Gruppe von Asylbewerbern besonders ins Auge die Nordafrikaner. Sie stellten „nur 0,9 Prozent der im Jahre 2016 in Niedersachsen registrierten Flüchtlinge“. Ihr Anteil an aufgeklärten Fällen von Gewaltkriminalität betrage aber 17,1 Prozent. Diese seien somit „um das 19fache überrepräsentiert“.