© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/18 / 12. Januar 2018

Zeitschriftenkritik: Schlesien heute
Denkmalpflege für Kulturgüter
Werner Olles

Die Familie war vor sieben Jahrzehnten aus dem Kreis Breslau vertrieben worden. Zur Jahrtausendwende zog Gotthard von Wallenberg vom Rheinland nach Niederschlesien westlich der Neiße und rettete zwei Herrenhäuser im Kreis Görlitz vor dem Verfall. Der Pensionär möchte in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Markersdorf der Friedwald GmbH seinen Schloßpark in Deutsch-Paulsdorf für Bestattungen zur Verfügung stellen. Seit dem Jahr 2000 ist das zu den kleinsten Rittergütern der Oberlausitz zählende Anwesen im deutsch gebliebenen Teil Niederschlesiens, das Herrenhaus in Dittmannsdorf, sein Zuhause. Den desolaten Zustand erweckte Gotthard von Wallenberg mit großem Sanierungsaufwand zu neuem Leben. Dazu gehören rund fünf Hektar Land, geschaffener Wohnraum für mehrere Mieter und zwei Pferde im Rentenalter. Vor zwei Jahren schob er das nächste Projekt an. Rund 15 Kilometer von Dittmannsdorf, im Markersdorfer Ortsteil Deutsch-Paulsdorf, begann die Rettung eines weiteren Herrenhauses. 

Ihr zehnjähriges Bestehen feierte die in Görlitz im Haus der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ansässige deutsch-polnische Stiftung Kulturpflege- und Denkmalschutz (DPS) mit einer dreitägigen Festveranstaltung. Seit ihrer Errichtung hat die DPS rund zwei Millionen Euro für die Instandsetzung von rund 40 Denkmalobjekten ausreichen können. Allein 15 Objekte mit 22 Fördermaßnahmen und einer Gesamtfördersumme von 846.000 Euro entfallen auf die Woiwodschaft Niederschlesien. Eine der größten Aufgaben der polnisch-deutschen Stiftung ist die Rettung von Schloß Steinort in Ermland-Masuren. Über Schloß Fürstenstein, das Grenzburg, Fürstenresidenz und touristischer Höhepunkt im Waldenburger Bergland ist, berichtet Arne Franke. Nach der politischen Wende 1989 fiel dieses kulturelle Erbe an die Stadt Waldenburg, die sich mit großem Engagement um den Erhalt bemüht. Heute sind die rekonstruierten, sich über mehr als 3.000 Hektar erstreckenden Parkanlagen und die wichtigsten Repräsentationsräume des Schlosses für die Öffentlichkeit zugänglich. 

Mit dem Jesuitenpater Johannes Leppich, dem „Maschinengewehr Gottes“, zu dessen Predigten in den 1950er und sechziger Jahren die Menschen von weit her angereist kamen, befaßt sich ein weiterer Beitrag im aktuellen Heft von Schlesien heute (1/2018). 1915 in Ratibor geboren, eckte er nicht nur bei Politikern und Kirchenkritikern an, sondern auch bei der eigenen Obrigkeit, wenn er gegen „religiöse Blindschleichen“ und „verfettete Kirchgänger“ wetterte. Nach dem Zweiten Weltkrieg betreute er deutsche Flüchtlinge im Übergangslager Friedland und erlebte die Not der Vertriebenen. Der Jesuitenpater zog die Massen an, sprach in Fulda vor 40.000 Zuhörern, insgesamt werden es wohl über 20 Millionen gewesen sein, die ihn in all den Jahren hörten. Seine letzten Jahre verbrachte er im Altersheim der Jesuiten in Münster, wo er 1992 wenige Tage nach seinem 50. Priesterjubiläum starb.

Kontakt: Senfkorn Verlag, Alfred Theisen, Brüderstr. 13, 02826 Görlitz. Das Einzelheft kostet 3,90 Euro, ein Jahresabo 42 Euro. 

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