© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/18 / 12. Januar 2018

Blick in die Medien
Propheten in Erklärungsnot
Tobias Dahlbrügge

Das Vertrauen der Deutschen in die Massenmedien ist im vergangenen Jahr weiter erodiert. Nach einer Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL verloren Presse und Fernsehen jeweils vier Prozentpunkte gegenüber 2016. Nur noch 40 Prozent der Deutschen glauben, was in der Zeitung steht. Dem TV vertrauen sogar nur 28 Prozent der Befragten. Ebenfalls vier Prozent büßten die Hörfunknachrichten ein, die im Vorjahr noch zwei Drittel der Bürger für glaubwürdig gehalten hatten. Das ist keine Überraschung, und die Gründe liegen offenkundig auf der Hand: das Verschweigen und Verzerren der Realitäten, die die Bürger täglich auf den Straßen sehen und erleben. 

Für DJV-Chef Frank Überall liegt die Ursache woanders: Wir sind zu blöd. 

Für den Chef des Deutschen Journalisten-Verbandes, Frank Überall, liegt die Ursache dagegen ganz woanders: Wir sind zu blöd! Die miserablen Zahlen kommen von mangelnder Bildung. Alarmierend teilte er mit: „Jetzt rächt sich die Untätigkeit der Kultur- und Bildungspolitiker in den letzten Jahren. Aufklärung, Bildungsarbeit, Vermittlung von Medienkompetenz – all das findet nicht statt.“

Unter „Medienkompetenz“ versteht Überall wohl, daß jedem Schüler von rotgrünen Gemeinschaftskunde-Onkels eingehämmert wird, daß nur die „Tagesschau“ im zwangsfinanzierten Fernsehen im Besitz der Wahrheit ist und alles andere böse rechte „Hetze“. Darum regte er 2017 im Interview mit einer Schülerzeitung wohl auch an, ein „Qualitätssiegel“ einzuführen, das „für einzelne Autorinnen und Autoren“ gilt und „ähnlich wie beim deutschen Spendensiegel auch wieder aberkannt werden“ kann. Da darf man raten, wer sich berufen fühlt, die Lizenz zu vergeben und zu entziehen. Sein Dilemma erklärt er so: „Früher sind wir als Prophet auf den Berg gestiegen und haben gesendet, aber nicht empfangen. Es gab vereinzelte Zuschriften von Lesern oder Hörern. Auf einmal sind wir heute durch die sozialen Netzwerke in der Situation, unseren Beruf erklären zu müssen.“