Der Energieversorger Badenova, der mit Ökostrom und Bioerdgas wirbt, verbreitet in Südbaden Meine Energie, ein „Magazin für Energiekultur“. Darin wird berichtet, daß beim Lörracher Stimmen-Festival und dem Offenburger Weinfest „klimaneutral“ gefeiert wurde. Auch das geplante neue Fußballstadion für den SC Freiburg strebe dies an – die Abwärme der Chemiefabrik Solvay könne den kompletten Bedarf des Stadions abdecken. Abschreckende Beispiele werden in einer Tabelle aufgelistet: Ein Wannenbad verursache 1,9 Kilo Kohlendioxid, eine Sieben-Minuten-Dusche nur 1,1 Kilo CO2. 15 Kilometer Autofahren erzeuge 2,3 Kilo CO2, der ÖPNV nur 0,29 Kilo pro Person. Die Werte bei kaum besetztem Bus werden verschwiegen. Ein Flug von Hamburg nach Sydney komme pro Person auf 6.140 Kilo CO2. Daß es solche Direktflüge gar nicht gibt – geschenkt. Warum aber sollte ein Badener via Hansestadt nach Australien fliegen? Das weiß wohl nur Meine Energie-Chefredakteur Roland Weis.

Die Papierindustrie ist der weltweit fünftgrößte industrielle Energie-verbraucher.

Ökostrom schönt die Energiebilanz. Wenn der Wind weht, stammt er von den Anlagen im Schwarzwald. Diese sind umstritten, wie der grüne Badenova-Aufsichtsrat Dieter Salomon weiß. Da Energie auch bei Flaute gebraucht wird, werden für die Klimaneutralität Kompensationen genutzt. Dazu gehören Aufforstungen oder Umrüstungen von fossilen Heizkraftwerken. Kulturereignisse werden zu Sponsorereignissen – durch die Abnahme von Ökostrom. Das kostenlose „Magazin für Energiekultur“ braucht Papier, auch wenn es aus „verantwortungsvollen Quellen“ stammt. Die Papierindustrie ist der weltweit fünftgrößte industrielle Energieverbraucher. Bei geschätzten 250.000 Exemplaren und 50 Gramm Papier pro Heft wären das 12,5 Tonnen Papier zuzüglich Verteilkosten. All das zahlt der Kunde mit. Wer Purist ist und einfach nur Strom will, für den gibt es auf dem liberalisierten Strommarkt Alternativen.