© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/18 / 12. Januar 2018

Haltungsnote
Verschleiert die Unverhüllten feiern
Gil Barkei

Welch ein Zeugnis bipolarer Flexibilität: Einerseits lassen die etablierten Medien keine Gelegenheit aus, um das Kopftuch hierzulande direkt oder subtil positiv zu besetzen. Gleichzeitig befeuern sie die Proteste im Iran gegen die strengislamischen Mullahs und feiern eine junge Demonstrantin, die ihren abgelegten Schleier durch die Luft schwenkt, als Symbol des Freiheitsdrangs. Für die eigenen Mitarbeiter scheint die Selbstbestimmung jedoch gar nicht so wichtig zu sein. Auf die Zuschauerkritik, warum die ARD-Teheran-Korrespondetin Natalie Amiri bei ihren Berichten immer einen Schleier trage, antwortete diese trocken formell: „Im Iran gilt das Gesetz für alle Frauen, Iranerinnen und Ausländerinnen. Wer auf iranischem Boden ist, muß ein Kopftuch tragen.“ Eine Vertreterin des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, der seit Jahren keinerlei Probleme mit den Rechtsbrüchen der illegalen Masseneinwanderung äußert und Einwandererkriminalität oftmals verharmlost, beruft sich auf die Einhaltung nationaler Regeln. Nicht mal eine kurze wertevertretende Unterstützungsgeste einer unvehüllten Schalte. Derartiges Pochen auf geltende Gesetze wünscht man sich für die Berichterstattung über diejenigen, die deutschen Boden betreten.