© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/18 / 26. Januar 2018

„Wir wollen Freude bereiten“
Im Gespräch: „Cato“-Chefredakteur Andreas Lombard über die Entwicklung und politische Verortung des Magazins
Thorsten Thaler

Herr Lombard, am Freitag dieser Woche erscheint die dritte Ausgabe Ihres Magazins „Cato“. Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Entwicklung?

Lombard: Es ist uns gelungen, bereits für die ersten drei Ausgaben sehr namhafte Autoren und Interviewpartner zu gewinnen. Und bei der Nachfrage wurden unsere Erwartungen weit übertroffen. Inzwischen haben wir fast 15.000 Leser, darunter rund 7.500 Abonnenten. Insofern sind wir zufrieden. Trotzdem gilt es nun, den Kreis der Leser und den der Autoren weiter auszubauen. Wir wachsen, aber das Potential ist noch lange nicht erschöpft.

Die „Süddeutsche Zeitung“ und die „taz“ haben das Heft einem „rechten Netzwerk“ zugeordnet. Die „Neue Zürcher Zeitung“ nennt es eine „neue Stimme der Konservativen“. Wo verorten Sie sich selbst?

Lombard: Jaja, die schauen einfach bei Wikipedia nach, die NZZ ausgenommen, und ziehen dann ihre kruden Verbindungslinien. Wenn auf diese Weise  ein „rechtes Netzwerk“ entsteht, meinetwegen. Ich kann so etwas nicht ernst nehmen … Das Wort „konservativ“ im Sinne eines Ausgehens „von den Beständen“, wie Gottfried Benn das genannt hat, ist sicher nicht falsch, greift aber zu kurz, da wir uns darüber hinaus dem Schönen, Wahren und Guten verpflichtet fühlen. Wir wollen unseren Lesern Freude bereiten, nicht zuletzt mit der ansprechenden Gestaltung. Wir haben unsere Positionen, verstehen uns aber nicht als Kampfblatt.

Im Editorial der ersten Ausgabe haben Sie von „Zeichen der inneren Auflösung und des freiwilligen Verzichts auf die eigene Identität, Herkunft und Kultur“ geschrieben. Wo sehen Sie Anhaltspunkte dafür?

Lombard: Das zeigt sich bei uns mittlerweile auf allen Gebieten des politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Lebens. Der „Kampf gegen Rechts“ untergräbt die Demokratie, die Toleranz für den Islam verunsichert noch mehr den christlichen Glauben, die Gefräßigkeit des Parteienstaates vernichtet den privaten Besitz, und die massive Werbung für sexuelle Selbstverwirklichung zerstört Ehe und Familie. Alles steht zur Disposition. Wir fordern die Fremden regelrecht auf, uns zu verachten. 

Das aktuelle Heft setzt einen Schwerpunkt mit einer Umfrage zu Botho Strauß’ vor 25 Jahren erschienenem Essay „Anschwellender Bocksgesang“. Warum sollte Leser das heute noch interessieren?

Lombard: Botho Strauß hat den leerlaufenden Humanismus, mit dem wir uns selbst abschaffen, bereits damals mit erstaunlicher Tiefe und Weitsicht beschrieben. Seine Diagnose ist von der Entwicklung in einem Ausmaß bestätigt worden, das uns dazu zwingt, diesen Text aus heutiger Sicht zu betrachten. 

Können Sie uns einen Ausblick auf die kommenden Hefte für dieses Jahr geben?

Lombard: Wir werden uns unter anderem dem Thema „50 Jahre 1968“ widmen, das wir nicht nur aus deutscher Perspektive betrachten, sowie dem Ende des Ersten Weltkriegs vor einhundert Jahren. Ein weiteres Thema, das ich noch nicht verraten möchte, wird für einige Unruhe sorgen.