© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/18 / 26. Januar 2018

Haltungsnote
Vorführversuch mißlungen
Gil Barkei

Vergangene Woche besuchte der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz Berlin. Daß der Mann es wagte, trotz hysterischer Warnrufe aus Deutschland eine Koalition mit den bösen Rechtspopulisten der FPÖ einzugehen, war Merkels medialen Hofposaunen Grund genug, ordentlich Lärm gegen den Nachbarn zu machen. Das Niveau, mit dem der konservative Politiker zwischen Talkshows und Pressekonferenz behandelt wurde, sank teilweise bis kurz vor den feindseligen Ton, mit dem Donald Trump hierzulande bedacht wird. Allen voran Sandra Maischberger, die den Vertreter eines der engsten Partnerländer Deutschlands in ihrer ARD-Sendung im Kreuzfeuer mit Jürgen Trittin von den Grünen erfolglos versuchte vorzuführen. Ausgekramte FPÖ-Geschichten, einseitig gezeichnete Bilder des Flüchtlingselends könnte man noch als kritische Fragen durchgehen lassen, die andauernden Anspielungen auf Kurz’ Alter und die ständigen Unterbrechungen nicht. Daß es ohne geht, zeigte Maischbergers Werbe-Interview mit der Bundeskanzlerin im Wahlkampf. Tiefpunkt ist das Sticheln der Moderatorin, daß Kurz ja sein Jura-Studium gar nicht abgeschlossen habe. Und da beklage sich noch mal ein Vertreter der Öffentlich-Rechtlichen über Populismus.