© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/18 / 02. Februar 2018

288 Millionen Euro Einsparungspotential
Rundfunkgebühr: Die KEF kritisiert die Ausgabenpraxis der Öffentlich-Rechtlichen / Die widersprechen vehement
Christian Schreiber

Kürzlich hatte ARD-Chef Ulrich Wilhelm eine höhere finanzielle Ausstattung für die Öffentlich-Rechtlichen Rundfunkanstalten gefordert, um den Bildungsauftrag der Sender aufrechterhalten zu können. 

Experten sehen dies aber ganz anders. Die ARD sei mit den Gebührengeldern der Zuschauer alles andere als effizient umgegangen – 288 Millionen Euro könnten eingespart werden –, kritisiert zumindest die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) in einem bisher unveröffentlichten 364seitigen Bericht, aus dem die Bild zitiert. Die Liste der Kritikpunkte ist lang: ineffizientes Arbeiten, zu teure TV-Formate und monströse Gagen für Darsteller und Crews. Außerdem kritisiert die KEF, daß etwa der WDR und der BR pro Mitarbeiter deutlich weniger Sendeminuten produzieren als die kleineren Partner Radio Bremen oder MDR. 

Auch die unterschiedlichen Produktionskosten beim „Tatort“, auch im Vergleich zu ZDF-Krimis, werden bemängelt. Der Vorsitzende der ARD-Finanzkommission, Albrecht Frenzel, widersprach dem Bericht umgehend. „Hier werden munter Äpfel mit Birnen verglichen“, so Frenzel, der den Vorwurf, die Sparanstrengungen der ARD seien zu gering, für abwegig hält. „Richtig ist: nach Feststellungen der KEF sind die Hörfunkproduktionsbetriebe von 2005 bis 2015 um nominal 4,3 Prozent geschrumpft (real um acht Prozent). Auch im Fernsehen wurden die Produktionskosten seit dem Jahre 2013 gesenkt, und das bei unverändertem Output und trotz Inflation.“ Außerdem seien „hochwertige Sendungen aus Kultur und Bildung“ in der Produktion „besonders aufwendig“. Eine Minute Musik in einer Popwelle sei „nicht vergleichbar mit Hörspiel, Feature oder aufwendig produzierter, vielfältiger Regionalberichterstattung“.

Teil der KEF-Kritik war auch die Tatsache, daß die Tatorte mit Til Schweiger mit jeweils zwei Millionen Euro 400.000 Euro teurer als der Durchschnitt gewesen seien. Frenzel erklärte, daß es sich bei einem der Filme um einen „action-geladenen Jubiläums-Tatort“ gehandelt habe. Im Gegensatz zu regulären Folgen der Krimiserie, die in bezug auf das Drehbuch mehr einem Kammerspiel glichen und daher auch deutlich günstiger seien. 

Auch der Schauspieler selbst mischte sich in die Debatte ein: „Jetzt weiß man vielleicht als Prüfer nicht, daß ein Action-Film viel teurer ist als ein Film, wo zwei Kommissare im Büro sitzen und darüber reden, wer der Täter sein könnte.“