© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/18 / 02. Februar 2018

Umwelt
Jonas’ Naturgewalt
Volker Kempf

Der Januar wird als sturmreich in die Wettergeschichte eingehen. Erst gab es Zugausfälle bei der Bahn durch „Friederike“. Über „Große Sturmschäden im Biosphärengebiet Oberlausitz“ wird sogar im Breisgau berichtet. Es gab nicht nur Erdrutsche in der Schweiz, die Schneemassen in Davos brachten die Termine beim Weltwirtschaftsforum durcheinander. Zeitungen geben Tips zur Abwicklung von Sturmschäden an Haus oder Auto. Bereits Ende Dezember gab es einen Felssturz in Österreich, 130 Menschen waren von der Außenwelt abgeschnitten. In Vorarlberg bebte gar die Erde, spürbar bis in die Schweiz und nach Liechtenstein. Auf der Richterskala lag das Beben bei 4,2. Schäden gab es aber nicht – Glück gehabt. Das Tauwetter brachte eine erhöhte Schneelawinengefahr. Ein Toter, fünf gerettete Personen lautete zwischenzeitlich die Nachrichtenlage. Wo Tauwetter einsetzt, ist auch das Hochwasser nicht weit, die Rheinländer können ein Lied davon singen. Die Schäden blieben aber im Rahmen des Erwartbaren.

Die organisierte Unverantwortlichkeit geht weiter, sie ist nur sehr schwer zu stoppen.

Die ganz großen Katastrophen sind zum Glück im deutschsprachigen Raum ausgeblieben. Doch die Natur war für Überraschungen gut; sie zeigte damit, mit ihr ist nicht zu spaßen. In Wohlstandszeiten findet für viele ein Leben wie in Watte statt. Der Ernst des Lebens wird dabei vergessen. Die Naturgesetze lassen sich aber nicht umgehen, es läßt sich vor ihrer Gewalt nur warnen. Das beginnt beim Wetterdienst. Er wird auch viel beachtet. Es endet aber mit der Frage, ob das anhaltende Weltbevölkerungswachstum sich nicht über die Naturgesetzte hinwegsetzt, die dann um so gewaltsamer zuschlagen. Der Philosoph und Ethiker Hans Jonas, der am 5. Februar vor 25 Jahren gestorben ist, war genau dieser Auffassung und forderte ein „Prinzip Verantwortung“. Die organisierte Unverantwortlichkeit geht indes weiter, sie ist so schwer zu stoppen wie eine Schneelawine. Vor allem in Afrika.