© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/18 / 09. Februar 2018

Grüße aus Athen
Alles ist möglich
Dimitrios Papageorgiou

Nach der Schlacht bei den Thermopylen, die mittlerweile – Hollywood sei Dank – selbst Geschichtsmuffeln ein Begriff ist, befand sich die riesige persische Armee nur wenige Tagesmärsche vom Stadtstaat Athen entfernt. 

Dessen peloponnesische Nachbarn hatten, dem Selbsterhaltungstrieb folgend, ihre Truppen von der Halbinsel abgezogen und begonnen, den Isthmus von Korinth mit einer Mauer abzuschotten. Athen war – nicht zum letzten Mal in der griechischen Geschichte – auf sich selbst angewiesen.

Den Athenern blieb somit nichts anderes übrig, als auf das Orakel zu hören und die Stadt zu evakuieren, bevor die persischen Invasoren vor den Toren der Stadt standen. Wer nicht kampftauglich war – alte Männer, Frauen und Kinder –, wurde per Schiff auf eine der nahe gelegenen Inseln gebracht.

2017 investierten griechische Reeder über 4,47 Milliarden Dollar in Gebrauchtschiffe.

Die Männer im kampffähigen Alter fügten den Persern dann in der Seeschlacht von Salamis (29. September 480 v. Chr.) eine Niederlage zu, die letztlich dazu führte, daß Persisch heute nur noch im Iran gesprochen wird. 

Heute, da Griechenland durch die Wirtschaftskrise in schwere Bedrängnis geraten ist, kann es nach wie vor auf die Leistung seiner Schiffe stolz sein. Die griechische Schiffahrt verzeichnete 2016 sogar einen Zuwachs um cirka 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr und konnte einen globalen Marktanteil von 19,2 Prozent beziehungsweise EU-weit 48,3 Prozent der Gesamtflotte behaupten. Im Jahr 2017 investierten griechische Reeder über 4,5 Milliarden Dollar in Gebrauchtschiffe – das sind 23 Prozent aller Investitionen weltweit. 

Damit ist Griechenland beim Ankauf von Schiffen vor China der globale Spitzenreiter. Das muß man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: ein Land, das mitten in einer schweren Wirtschaftskrise steckt und gleichzeitig die größte Schiffsflotte der Welt besitzt. Ziemlich surreal. 

Interessant daran ist nicht zuletzt, daß die Namen dieser Reeder mit zunehmender Häufigkeit in Diskussionen um die politische Zukunft des Landes ins Spiel gebracht werden. Kann das Trump-Paradigma – ein Polit-Außenseiter, der sich nicht in der Parteihierarchie hochgearbeitet, sondern erfolgreich den Quereinstieg aus der Wirtschaft vollzogen hat – auch in Griechenland zum Tragen kommen? 

Warum nicht? Möglich scheint hier derzeit alles.