© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/18 / 09. Februar 2018

Auf der Suche nach Wahlmotiven für die AfD
Unzufriedene Ethnozentriker
(dg)

In der Wahlforschung weisen Aufwand und Ertrag regelmäßig ein krasses Mißverhältnis auf. Eine Erfahrung, die eine repräsentative Bevölkerungsumfrage von Rüdiger Schmitt-Beck und Jan W. van Deth einmal mehr bestätigt. Kurz vor der Bundestagswahl abgeschlossen, wollten die Mannheimer Politologen damit erkunden, was die Wählerschaft in Baden-Württemberg zu einer Entscheidung für die AfD bewegen könnte (Zeitschrift für Politikwissenschaft, 3/2017). Wenig verwunderlich, daß sich als „stärkster Erklärungsfaktor“ die „Unzufriedenheit mit der Performanz der Regierungen in Bund und Land“ erwiesen hat. Daneben spielten noch „Wahrnehmungen mangelnder Responsivität des politischen Führungspersonals“ eine wichtige Rolle, also das im Volk grassierende Gefühl, von den Herrschenden ignoriert zu werden. Mit der konkreten Katastrophenpolitik 2015 ff. scheint dies für die Mannheimer Demoskopen aber nichts zu tun zu haben. Vielmehr schätzen sie davon unabhängige Motive einer AfD-Option als von „erheblicher Bedeutung“ ein. Nämlich eine illiberale „rechte ideologische Identifikation“, „nativistische Einstellungen“ und „insbesondere ein ethnozentrisches Weltbild“. Wäre nicht diese aus politologischer Sicht gänzlich inakzeptable „ethnozentrische“ Selbstbehauptung als Festhalten am Eigenen, fiele die „allgemeine Unzufriedenheit“ womöglich geringer aus. 


 www.zpol.nomos.de