© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/18 / 09. Februar 2018

Eine Erziehung nach biblischem Vorbild ist notwendig
Die Publizistin Christa Meves sieht den Schlüssel zur richtigen Pädagogik als gottgewollt vorgegeben
Norbert Westhof

Auf wenig mehr als achtzig Seiten widmet sich die 93jährige Psychotherapeutin und langjährige Publizistin Christa Meves mit ihrer nunmehr 123. Buchveröffentlichung einer unnatürlichen Erziehung im Ausgang ideologischer Frontkämpfe der 68er-Generation und ihrer Erben. Dabei bietet sie einen Einblick in ihre gleichermaßen vom christlichen Schöpfungsglauben wie von profunder wissenschaftlicher Arbeit geprägten Sicht auf die Problemlage in Erziehung und Unterricht. Damit formuliert sie die Grundzüge einer zeitgemäßen Erziehung nach dem Vorbild biblischer Lehren.

Meves setzt ihre gesellschaftskritische Denktradition fort, wonach ein vom Atheismus bedrohter Mensch aus der Zeit der Studentenrevolution und des heutigen Neoliberalismus Mitte und Maß zuletzt auch in der Erziehung verloren hat (Meves: Mein Leben. Herausgefordert vom Zeitgeist). Aber auch ihre Hoffnungen auf die „Argumente für den katholischen Glauben gegen die Anwürfe der Moderne aus psychologischer Sicht“, wie der Untertitel einer ihrer Publikationen aus dem Jahre 1999 lautet, finden in Meves’ neuester Wortmeldung ihre Fortsetzung.

Beziehungsarmut führt zur sozialen Unverträglichkeit

Die Autorin nennt wesentliche Probleme in Erziehung und Unterricht heute, vor allem Orientierungsarmut oder Selbstentzug erziehender Eltern, ja, geradezu Verzicht auf das Stillen elementarer Bedürfnisse schon des Kleinkindes, infolge dessen Beziehungsarmut bis hin zur sozialen Unverträglichkeit in Fühlen, Denken und Handeln auch in späteren Lebensjahren. Verletzt werde auf diese Weise nicht nur das Kind in seinen elementaren natürlichen Rechten, sondern auch die Schöpfungsordnung und mit ihr die ewige Grundlage für eine jede Gesellschaft, die gelingen können soll.

Ihre konstruktiven gesellschaftskritischen Aussagen trifft Meves aus einer entwicklungspsychologischen Perspektive, die sie in einer bildlichen Zeichensprache des ersten und des letzten Buches der Bibel wiedererkennt. Dieser methodischen korrespondiert eine weitere inhaltliche Lesart der Autorin, wenn sie die Entwicklung des einzelnen Menschen in Beziehung zu derjenigen der Menschheit nach Maßgabe der biblischen Auskunft im ersten Buch Mose setzt. Die Urszene vom paradiesischen Menschen deutet Meves als biblischen Ausdruck von einer gottgewollt komplementaristischen, aber auch hierarchischen Schöpfungsordnung. 

Mit dem Widerspruch des Menschen gegen das göttliche Verbot überschreite der Mensch eine ihm gesetzte Grenze, wie auch jeder einzelne Mensch im Verlaufe seiner Entwicklung das Stadium der Geborgenheit zunächst als Einschränkung erfahre und eine Ichfindung gegen jede Abhängigkeit anstrebe. Entscheidend ist für Meves jedoch, daß diese angestrebte Identität im letzten gerade nicht ohne Einsatz der gewährten Freiheit für die Einstimmung eines jeden einzelnen Menschen in die göttliche Ordnung gelingen könne.

Pädagogisch plausibel schließt Meves: Sollen aus Kindern solche Eltern werden, die ihrerseits Kinder nach der Schöpfungsordnung und das hieße letztlich in Übereinstimmung mit den Forschungsergebnissen der Psychologie und der Pädagogik erziehen können, so ist eine Tradition der Erziehung nach biblischem Vorbild notwendig. Das zeigt die Autorin in einfacher Sprache und mit überzeugenden Worten auf wenigen Seiten.

Christa Meves: Von der Natur zum Geist. Der Mensch im Schöpfungsplan. Christiana Verlag, Kisslegg-Immeried 2017, broschiert, 84 Seiten, 4,95 Euro