© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/18 / 16. Februar 2018

Ländersache: Hamburg
Im Klingelbeutel herrscht Ebbe
Peter Möller

Jetzt soll es der Papst richten. Nachdem die katholische Kirche in Hamburg vor knapp vier Wochen verkündet hat, acht ihrer 21 Schulen in der Hansestadt zu schließen, ist die Aufregung nicht nur unter den mittlerweile mehr als zehn Prozent Katholiken in Hamburg groß. Mit einer Petition an Papst Franziskus, die im Internet unterzeichnet werden kann, wollen Bürger das Kirchenoberhaupt nun auf die Situation aufmerksam machen und um Vermittlung bitten.

Zugleich hoffen die Verfasser auf die innerkirchliche Solidarität bei der Rettung der Schulen. Denn mit der Ankündigung der Schulschließungen hat die katholische Kirche in Hamburg nach eigenen Angaben die finanzielle Reißleine gezogen. Den derzeit 21 katholischen Schulen geht es finanziell schlecht. Nach Auskunft des Erzbistums benötigen sie jährlich Zuschüsse in Höhe von bis zu 13 Millionen Euro. Noch bedrohlicher für das Erzbistum ist indes der Sanierungsbedarf von 165 Millionen Euro, der sich angestaut habe. Zuviel für das Erzbistum, das mit rund 80 Millionen Euro verschuldet ist. Diese Schulden würden nach Ansicht der Unternehmensberatung Ernst & Young bis 2021 auf bis zu rund 350 Millionen Euro anwachsen, falls die Verantwortlichen nicht handeln.

Engagierte Bürger basteln daher mittlerweile schon an einem Rettungsschirm. Die Idee: Künftig werden die renommierten Schulen nicht mehr vom Erzbistum, sondern von einer Genossenschaft betrieben. Die Ziele sind ambitioniert. Die Initiatoren wollen nicht nur die betroffenen Schulen vor der Schließung bewahren, sondern den Betrieb aller 21 katholischen Schulen langfristig sichern. Dafür sollen zunächst 10.000 Genossenschaftsmitglieder geworben werden, die jeweils mindestens einen Genossenschaftsanteil in Höhe von 1.000 Euro kaufen sollen. Erst mit einem Grundstock von zehn Millionen Euro würden sie vom Erzbistum als Gesprächspartner ernst genommen, glauben die Initiatoren. „Wir wollen den Versuch wagen, die Trägerschaft der katholischen Schulen neu zu denken und zu organisieren“, sagte Mitinitiator Christian Bernzen. Eine Summe von zehn Millionen Euro – noch dazu für die Rettung von Schulen – dürfte in einer Bürger- und Kaufmannsstadt wie Hamburg schnell zusammenkommen.

Doch der weitreichende Plan der Schulretter stößt bei der katholischen Kirche auf wenig Gegenliebe. „Als Erzbistum bleiben wir Träger von 13 katholischen Schulen in Hamburg“, stellte Erzbischof Stefan Heße bereits klar. Mit anderen Worten: Den Weiterbetrieb aller 21 katholischen Schulen unter dem Dach der Genossenschaft wird es nicht geben. Wenn überhaupt geht es nur um den Weiterbetrieb der bedrohten Schulen.

„Wir gehen offen in diese Gespräche und wollen schauen, welche Möglichkeiten der Zusammenarbeit es geben kann“, sagte dennoch der für die Schulen zuständige Sprecher des Erzbistums, Christoph Schommer der Zeit. Die Verantwortlichen des Bistums sind offenbar skeptisch, ob die Pläne der Genossenschaft realistisch und langfristig wirtschaftlich tragfähig sind.

Daß die bedrohten Schulen tatsächlich alle geschlossen werden, glaubt in Hamburg dennoch kaum jemand, zumal auch der Senat ein Interesse am Fortbestand der Schulen signalisiert hat. Eine Lösung im Hamburger Schulstreit dürfte daher nur eine Frage der Zeit sein – auch ohne die Hilfe des Papstes.