© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/18 / 16. Februar 2018

Haltungsnote
In die eigene Grube gefallen
Gil Barkei

Justin Trudeau, nordamerikanischer Anti-Trump, Posterboy vieler Weltretter und nebenbei Kanadas Premierminister, scheint es mit dem Umbau seiner Heimat zum international nachhaltigsten, tolerantesten und gendergerechtesten, kurzum „besten“ Land seit dem Urknall sehr ernst zu meinen. 

Vielleicht etwas zu ernst, ja geradezu zwanghaft eifernd. Bei einer Bürgerveranstaltung fuhr der sonst so sympathisch auf alle 64 Geschlechter wirkende Sunnyboy einer jungen Frau unhöflich über den Mund. Als die Kanadierin das Wort „mankind“ verwendete, unterbrach sie der Oberlehrer der bunten Nation und belehrte sie samt aller anderen Zuhörer: „Wir sagen lieber ‘peoplekind’ als ‘mankind’, weil es inklusiver ist.“ Dummerchen, setzen, sechs! Neben dem schon in der Schule verhaßten, seine Mitmenschen gängelnden „Grammatik-Pedanten“ präsentiert Trudeau den genauso stocksteifen „Neusprech-Pedanten“, und verpaßt sich nebenbei selbst ein paar dicke Kratzer in dem ihm angedichteten Coolness-Lack. Denn selbst bei seinen getreuen Feministinnen kam die Besserwisserei gar nicht gut an: als Mann herablassend einer Frau mit verbal agressivem Dominanzauftreten ins Wort zu fallen, das ist „Mansplaining“ und voll chauvinistisch.