© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/18 / 02. März 2018

Norbert Häring bringt den Kampf gegen die GEZ vor das Bundesverwaltungsgericht
Der Rebell
Michael Paulwitz

Norbert Häring geht Autoritäten auf die Nerven. Gut so! Häring hält die Tugend des bürgerlichen Widerstandsgeists hoch: Nicht alles schlucken, was von oben kommt, Lüge und Ungerechtigkeit aufspüren, sich mit allen legalen Mitteln wehren.

Quasi zum Volkshelden ist der Ökonom und Wirtschaftsjournalist durch seine Justiz-Guerilla gegen die öffentlich-rechtlichen Gebühreneintreiber der GEZ geworden. Deren Satzung läßt nämlich nur bargeldlose Zahlung zu. Doch laut Bundesbankgesetz ist Bargeld „das einzige unbeschränkte gesetzliche Zahlungsmittel“. Also ärgert Häring die GEZ seit 2015 mit der Weigerung, den Rundfunkbeitrag zu überweisen. Statt dessen besteht er auf Begleichung in bar – was die Kölner Geldeintreiber schier zur Weißglut bringt. 

Immer mehr Deutsche wollen den verhaßten Beitrag nicht bezahlen und folgen inzwischen Härings Beispiel. Dabei ist der Mann kein Kohlhaas: Bevor der Gerichtsvollzieher im Auftrag der übermächtigen GEZ zuschlägt, empfiehlt er seinen Nachahmern, zu erklären, „unter Vorbehalt“ zu bezahlen – um das Geld zurückzufordern, falls Häring das Recht auf Barzahlung der Zwangsgebühr vor Gericht durchsetzt. Daß er damit jüngst vor dem Hessischen Verwaltungsgerichtshof zweitinstanzlich gescheitert ist ficht ihn nicht an, denn sein Ziel war immer das Bundesverwaltungsgericht, das vielleicht noch dieses Jahr entscheidet. Schließlich, so Häring, gehe es um ein Urteil für ganz Deutschland.

Anders als viele seiner Jünger will er den öffentlich-rechtlichen Rundfunk allerdings nicht abschaffen; vielmehr hält Häring den Haushaltsbeitrag für eine unfaire und unsoziale „Steuer auf Wohnungen“ und plädiert statt dessen für Steuerfinanzierung. Daß er das gesetzlich verbriefte Recht auf Barzahlung als Hebel gegen die GEZ-Gebühr wählt, ist kein Zufall. Denn Härings anderes großes Thema ist der Widerstand im „Krieg gegen das Bargeld“, den Finanzindustrie, Staaten und Notenbanken führten, um noch ungenierter spekulieren und die Bürger gängeln, überwachen und an unerwünschtem Treiben hindern zu können. Das sei der „Weg in die totale Kontrolle“, so der Untertitel seines Buches „Die Abschaffung des Bargelds und die Folgen“ (2016).

Viele Positionen des langjährigen Autors von Handelsblatt und Wirtschaftswoche, der 1963 im württembergischen Aalen geboren wurde und gegen Medienversagen, TTIP und Weltbank-„Neokolonialismus“ zu Felde zieht, wird man eher als „linksliberal“ einordnen. Doch vor allem ist der streitbare Volkswirt ein unbestechlicher Wahrheitsfanatiker. Beim Eiertanz um das in den USA verschollene Bundesbankgold hakt er genauso hart nach wie bei einer manipulativen Studie, die 2016 die damalige AfD-Vorsitzende Frauke Petry zur Talkshow-Lügnerin Nummer eins erklärte. Mehr mündige Bürger vom Schlage eines Norbert Häring würden uns ganz gewiß guttun!