© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/18 / 02. März 2018

CD-Kritik: Manfred Reuthe
Abgespielt
Jens Knorr

Vier Kompositionen, die eine Zeitspanne von 1837 bis 1912 umfassen und sich nur gewaltsam unter einen Begriff von Romantik, sei sie die frühe, sei sie die späte, subsumieren lassen, hat der Berliner Pianist Manfred Reuthe zwangsvereinigt: Edvard Griegs frühe Sonate e-Moll op. 7, Max Regers „Fünf Humoresken“ op. 20, Ferruccio Busonis „Sonatina seconda“ und Robert Schumanns „Symphonische Etüden in Form von Variationen“ op. 13, diese mit den integrierten fünf Sätzen aus dem Nachlaß des Komponisten.

Die Mühen des Lyristen um die klassische Sonatenform, des Miniaturisten um die große, des Kontrapunktikers um die kleine und des Zukunftsmusikers um Befreiung der Form – Reuthe schert sie alle über seinen romantisierenden Kamm. 

Sofern sich geheime Fäden zwischen den vier Kompositionen der vier Komponisten spinnen ließen, auf deren jeden Jakob Wassermanns Wort über Busoni, „End-Phänomen einer Epoche, Anfangsgestalt einer neuen“, passen würde – Reuthe spinnt die Fäden nicht.

Sein Spiel weiß um Technik und Ausdruck, es weiß nur nicht, was es eigentlich zum Ausdruck bringen will. Zu schön für unsere Ohren und gewaltig viel Noten, die hier vielmehr abgespielt denn erspielt werden, ohne daß die Kunst des Interpreten die Notwendigkeit jeder einzelnen Note im Gesamtgewebe beglaubigen würde. 

Manfred Reuthe Grieg, Reger, Busoni, Schumann Bella Musica 2017  www.manfred-reuthe.de