© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/18 / 02. März 2018

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Banger Moment: Morgens auf dem Smartphone sehen, was du nächtens wieder an wen gepostet hast.


„Die Presse soll den Regierten dienen, nicht den Regierenden.“ Der Satz stammt aus einem wegweisenden Urteil des US-Supreme Court, des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten, vom 30. Juni 1971. Tom Hanks zitiert ihn in dem vergangene Woche angelaufenen Kinofilm „Die Verlegerin“. Darin spielt er den Chefredakteur der Washington Post, der mit seiner Zeitungsverlegerin Katharine Graham (Meryl Streep) um die Veröffentlichung geheimer Regierungsdokumente ringt, den sogenannten Pentagon-Papieren. Die rund 7.000 Seiten starken Dokumente aus dem US-Verteidigungsministerium belegen, daß gleich fünf Präsidenten (von Truman bis Nixon) die Öffentlichkeit über die Verwicklungen Amerikas in den Vietnamkrieg belogen haben. Von Steven Spielberg nach einer wahren historischen Begebenheit gedreht, handelt der (anfangs etwas langatmige) Film von der Frage, wie nah sich Journalisten und Politiker sein dürfen, sowie dem Kampf um die verfassungsrechtlich geschützte Pressefreiheit und ihren Gefährdungen durch staatliche Eingriffe. Es ist ein dem Grunde nach zeitlos gültiges Lehrstück.


„Lieber Kollege: Die Tatsache, daß Sie einer rücksichtslosen Kritik ausgesetzt sind, sollten Sie nicht beklagen, sondern als Ausweis Ihrer Freiheit ansehen. Das ist besser, als hielte ein Tyrann, eine Partei oder eine beliebige Clique die Hand über Sie.“ (Ernst Jünger, in: Sämtliche Werke, Band 16, Essays VIII: Fassungen III)


Zu dem mit sechs gegen drei Stimmen ergangenen Grundsatzurteil des US-Gerichtshofes zugunsten der Washington Post schrieb Richter Hugo L. Black seinerzeit für die Mehrheitsfraktion: „Nur eine freie, unbehindert agierende Presse kann wirksam Täuschungen durch die Regierung aufdecken.“ Klare Worte, die selbstverständlich bis heute gelten. Hierzulande allerdings behindern sich inzwischen zumindest weite Teile alteingesessener Medien durch freiwilligen Gleichschritt mit der Regierung selbst – und das, obwohl deren Täuschungen bis hin zum Verfassungsbruch lediglich benannt und nicht einmal mühsam aufgedeckt zu werden brauchten, liegen sie doch offen zutage.


„Aus der nicht mehr umlügbaren Wirklichkeit: Dort, wo es wenig zu verteilen gibt, haben die Verteilungskämpfe längst begonnen.“ (Fundstück aus der Vorwoche bei meinem Facebook-Freund Rainer G.)