Nathan Mattes ist ein junger Hipster, Mitte Zwanzig, mit Bartflaum und Brille, der natürlich in Berlin lebt und „Softwareentwickler und Blogger“ ist. Und natürlich steht er auf der Seite des Lichts und will den „Rassismus“ der AfD „entlarven“. Dem Stern-Ableger Neon sagt er: „Ich konnte das einfach nicht unerwidert lassen, was die so von sich geben.“ 

Darum sammelte er aus dem Zusammenhang gerissene Zitate von AfD-Kandidaten, in die sich leicht eine böse Gesinnung hineininterpretieren läßt und stellte diese auf eine eigens eingerichtete Internetseite mit dem Namen „Wir-sind-AfD.de“. Damit kam er dem AfD-Stammtisch Heidelberg zuvor, der sich die Domain sichern wollte, um mit bürgerlichen Profilen eben gegen die Stereotypen und Vorurteile über die „Rassisten“ anzugehen.

Würde ein Patriot Zitate von Claudia Roth posten, wäre das ruckzuck eine „Hetzseite“

Doch die AfD beschritt den Rechtsweg gegen die im typischen Parteiblau gestaltete Fake-Seite. Sie argumentierte, daß Mattes das Namensrecht der Partei verletzt. Da der 25jährige die Domain nicht freiwillig abmeldete, kam es zu dem Prozeß. Das Landgericht Köln schloß sich der Sicht der AfD an und machte in seinem Urteil deutlich, daß ahnungslose Nutzer vorsätzlich in die Irre geführt werden.

Bei einer Androhung von 250.000 Euro Zwangsgeld ist es Mattes nun untersagt, wir-sind-afd.de weiter zu betreiben. Zudem wurden ihm die Verfahrenskosten auferlegt. Das Stern-Magazin Neon beklagt die Niederlage und zeichnet von dem „Aktivisten“ das Bild eines heldenhaften Kämpfers gegen finstere Mächte. Würde ein patriotischer Aktivist einschlägige Zitate von Claudia Roth & Co. auf wir-sind-gruene.de posten, wäre das vermutlich ruckzuck als „Hetzseite“ gerüffelt worden, auf der „Haß“ verbreitet würde …

 Mattes hat unterdessen angekündigt, den Prozeß vor dem Kölner Oberlandesgericht weiterführen zu wollen und mobilisiert dafür finanzielle Unterstützer.