© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/18 / 02. März 2018

Seltsamer Haß auf die Invasiven
Zur Kritik der linksgrünen Schizophrenie
Christoph Keller

Die jüngste EU-Verordnung zur Bekämpfung „invasiver Arten“ listet 49 Tierarten auf, deren weitere Ausbreitung durch Einfangen zu verhindern sei. So will die EU-Kommission einmal mehr ihre „Biodiversitätsstrategie 2020“  umsetzen, die Europas Fauna und Flora auch gegen „gebietsfremde Arten“ schützen will. 

Dabei tun sich deutsche Umweltschützer als besonders militante Vollstrecker des Brüsseler Purismus hervor. Worunter seit langem die heimische Forstwirtschaft leidet, denn deren Favorit, die ertragreiche Douglasie, ist ein aus Nord-amerika ins deutsche Mittelgebirge verpflanzter, Eichen und Buchen angeblich bedrohender und deshalb ökologisch geächteter „Fremdling“. 

Aufzuzeigen, wie sich dieser gegen die Douglasie wie gegen andere „ausländische“ Bäume und Pflanzen wütende, Obergrenze Null gegen „Einschleppung“  proklamierende „Fremdekräuterhaß und Gehölzrassismus“ im gutmenschlichen „schizophrenen Weltbild“ mit pathologischer, auf Integration Illegaler versessenen Fremdenliebe paart, das ist Gegenstand eines ideologiekritischen Kabinettstücks, das der Leipziger Intelligenzforscher Volkmar Weiss nun über fehlende „Willkommenskultur“ unter Naturschützern präsentiert. 

Dabei haben hiesige Aktivisten auf bizarre Possen, die beim großen „Säubern“ anfallen, keine Exklusivrechte. Wenn sie 2.000 Douglasien-Setzlinge ausgraben und sie vor das Bayerische Forstministerium stellen, um gegen deren Anpflanzung im Spessart zu protestieren, dann brillieren ihre Schweizer Gesinnungsfreunde mit gleichem Aberwitz, indem sie „Flüchtlinge“ aus Eritrea engagieren, um einen Wildnispark bei Zürich von „invasiven Neophyten“ zu „befreien“. 

Über aktuelle Konflikte hinaus lohnte es weitere Forschung, um aufzuklären, wie tief der auf das „Fremde“ in Wald und Flur abgelenkte Vernichtungsfuror linksgrüner Sektierer völkisch verwurzelt ist. Volkmar Weiss deckt dafür wichtige personelle und institutionelle Kontinuitäten auf, etwa in Gestalt des Pflanzensoziologen Reinhold Tüxen (1900–1981), dem geistigen Paten des Bundesamtes für Naturschutz, oder weist hin auf „Denkstile“ (Ludwik Fleck), wie sie sich in einem Erlaß Himmlers niederschlagen, der 1942 bestimmte, daß „alle Wanderwege von nicht-heimischen Gewächsen freizuhalten sind“. 

Volkmar Weiss: Keine Willkommenskultur für Douglasien im deutschen Walde? Arnshaugk Verlag, Neustadt an der Orla 2017, gebunden, 164 Seiten, 22 Euro