© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/18 / 09. März 2018

Blick in die Medien
Richtig gutes Fernsehen
Harald Melzer

Mit der neuen ZDF-Serie „Bad Banks“ hatte ich Kapitalismusbashing vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk erwartet, bekam aber tolles Fernsehen serviert. Eigentlich wollte ich nur die ersten zwei Teile anschauen, habe dann aber alle Folgen komplett gesehen. 

Mit „Bad Banks“ ist Regisseur Christian Schwochow ein richtig guter Sechsteiler à la (mittlerweile verpönten) Wedel gelungen – nur moderner. In der Serie wird der Aufstieg der jungen Jana Liekam geschildert, die in der harten Branche der Investmentbanker nach oben kommn will. Einer Branche, in der die Maxime „hart arbeiten, hart feiern“ gilt. Der Verkaufsabschluß wird mit Koks und Callboys gefeiert. Der unbedingte Leistungswille der Finanzwelt wird ohne erhobenen Zeigefinger betrachtet. Aber auch Narzißmus, Drogenkonsum, menschliche Verarmung und der wachsende Zynismus der Protagonisten werden gut bebildert und glaubwürdig von den Schauspielern verkörpert. 

Die Serie spielt subtil die Vorurteile gegen Raubtierkapitalismus und Banken aus.

Die ehemalige Geheimdienstlerin Christelle Leblanc will mit allen Mitteln an die Macht und benutzt dazu Liekam, indem sie sie fördert und abhängig macht. Dafür muß Liekam moralisch flexibler werden. Gleichzeitig wird immer wieder die Sinnfrage gestellt: Warum will man Karriere machen? Woher kommt das viele Geld? Ist man als Durchschnittsmensch, wie beispielsweise als mittlerer Bankangestellter wie der Lebensgefährte der karrierehungrigen Liekam nicht der bessere Mensch? Welche illegalen Praktiken wenden die Manager um die besten Plätze im Ranking an? 

Ist die Vorspiegelung ewiger Sicherheit nur ein Trugbild und lebt man mit dem Risiko nicht besser? Die Staffel macht Lust auf mehr, sie ist konzeptionell gelungen und spielt subtil die Vorurteile gegen den Raubtierkapitalismus, Banken und die Finanzbranche aus. Es bleibt immer die Frage: Sind es Vorurteile oder ist die Serie dichter an der Wahrheit dran, als der Zuschauer ahnt?