© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/18 / 09. März 2018

Frisch gepresst

Memelland. Wie wird aus einer Landschaft Heimat? Zumindest auch durch ihre zur Identifikation einladende fotografische Inszenierung, lautet die Antwort, die Eva Pluharová-Grigiene in ihrer Leipziger Dissertation begründen will. Als Beispiel dient ihr das Memelgebiet, wie es in deutschen, litauischen und sowjetrussischen Büchern Einheimischen und Fremden bildlich dargestellt wurde. Ihre erfreulich üppig illustrierte, die „Heimatliteratur“ seit Ende des 19. Jahrhunderts, als die touristische Erschließung der „preußischen Sahara“, der Kurischen Nehrung, begann, gründlich auswertende komparatistische Arbeit ist als wertvoller Beitrag zur Kulturgeschichte Ostpreußens zu begrüßen. Schade nur, daß die Autorin bei ihren Analysen der Bilderwelt des Memelgebiets zur litauischen Besatzungszeit (1923 bis 1939) einer stark ideologisierten Sichtweise huldigt, wenn sie landeskundlichen Werken, auch den vor 1933 erschienenen, attestiert, zur „Nazifizierung der Öffentlichkeit“ beigetragen oder gar den ganz besonders verwerflichen „moralisch-rassistischen Versuch“ unternommen zu haben, „Ostpreußen als integralen Teil des Deutschen Reiches darzustellen“. (dg)

Eva Pluharová-Grigiene: Die Migration der Bilder. Das Memelgebiet in fotografisch illustrierten Büchern (1889–1991). Böhlau Verlag, Köln 2017, 495 Seiten, Abbildungen, 60 Euro





Linksruck. Daß die gesellschaftliche Deutungshoheit seit Jahrzehnten dem linkspolitischen Spektrum obliegt, ist aus konservativer Perspektive keine überraschende These. Ebensowenig neu ist die sich daraus ergebende Frage: Wie kann die Situation verändert werden? Die konservative Standortbestimmung von Johannes March, Kapitän zur See a. D., wird der Debatte jedenfalls wenig Auftrieb verleihen – etwas zu uninspiriert wirkt die Sprache, zu unoriginell sind seine Thesen. Auch ein sorgfältigeres Lektorat hätte gutgetan. Hervorzuheben bleibt lediglich die detailgetreue Auflistung historischer Ereignisse. Von der außerparlamentarischen Opposition über die 68er bis hin zur Sozialdemokratisierung der CDU – March beschreibt fast jeden gewichtigen Einschnitt, der die Gesellschaft von links veränderte oder zu ändern versuchte. Daraus leitet er die Forderung einer notwendigen Kurskorrektur nach rechts ab. Wie diese genau auszusehen hat, erwähnt der Autor jedoch nicht. (ha)

Johannes March: Die verlorene Mitte. Verschiebungen im gesellschaftspolitischen Spektrum. Eine Standortbestimmung. Literareon Verlag, München 2017, gebunden, 104 Seiten, 19,90 Euro