© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/18 / 16. März 2018

„Was für ein Getue“
Online-Kolumnen: Die „FAZ“ stellt die Blogs von Don Alphonso ein / Über die Hintergründe wird wild spekuliert
Lukas Steinwandter

Er war einer der ersten Blogger Deutschlands und dennoch ist er noch immer einer der mißverstandensten. Die Rede ist von Don Alphonso, bürgerlich Rainer Meyer. Seit neun Jahren betreibt der betont stolze Bayer zwei Blogs auf der Webseite der FAZ. Zum 31. März werden sowohl „Stützen der Gesellschaft“ als auch „Deus ex Machina“ eingestellt. Über die Gründe dafür wird bis jetzt wild spekuliert. Alles begann mit einem Twitter-Eintrag von faz.net am 6. März, in dem das Blatt bekanntgab, seine Blogs neu zu ordnen. Auf Twitter, wo der Oberbayer mit 19.000 Followern eine feste Größe ist, ergoß sich kurz darauf eine Welle von Spott über die Zeitung. Unter dem Hashtag #AusFAZwirdTAZ warfen zahlreiche Nutzer faz.net vor, die Zusammenarbeit mit dem Blogger nur aufgrund seiner politischen Meinung zu beenden. Tatsächlich hatten linke Nutzer vor allem in den vergangenen Monaten die FAZ immer wieder öffentlich aufgefordert, Don Alphonso rauszuwerfen, weil er angeblich rechtspopulistische Positionen vertrete. Der studierte Kunsthistoriker sprach von „Denunziationsversuchen“ bei den Herausgebern. 

Auf Nachfrage der JUNGEN FREIHEIT sagte Pressesprecherin Petra Hoffmann: „Nein. Diese Aktionen hatten auf unsere Entscheidung überhaupt keinen Einfluß. Die Blogs von Don Alphonso laufen seit vielen Jahren in der Zeit von drei Herausgebern des Feuilletons. Jetzt wird es Zeit für Neues.“ So ähnlich schilderte es der Journalist auch auf seinem Privatblog. Bereits kurz nach dem Tod des ehemaligen FAZ-Herausgebers Frank Schirrmacher 2014, der Don Alphonso ins Boot geholt hatte, habe der neue Feuilleton-Herausgeber überlegt, sämtliche Blogs zu schließen. Nur durch den Einsatz des damaligen Digitalchefs, Mathias Müller von Blumencron, hätten sie weiterhin erscheinen können. 

Der Vorwurf des Rechtspopulismus spielt dennoch eine Rolle. Zumindest bei jenen, die sich über das Ende Don Alphonsos auf faz.net freuen. Und das sind nicht nur linke Twitter-Nutzer, sondern auch Kollegen desselben Blatts. Die FAZ-Feuilleton-Autorin Christina Dongowski ist „gespannt und erfreut“. Der Leiter der Videoredaktion, Andreas Krobok, schreibt mit Blick auf das Lob konservativer und rechter Nutzer: „Okay, Entscheidung geht klar so.“ Daß Don Alphonso Applaus von rechter Seite bekommt, liegt etwa an seinen reichweitenstarken Beiträgen über die Amadeu-Antonio-Stiftung oder das NetzDG. Mißverstanden ist der Mann vom Tegernsee aber deshalb, weil er auch linke Anhänger hat. Vorigen August schrieb er auf Twitter, er habe „noch nie etwas anderes als SPD, Linke, Grüne und Piraten gewählt“. Über den schwarzen Filz in seiner Heimatregion verliert er keine guten Worte. 

Nach JF-Informationen soll Don Alphonso zum zehnjährigen Bestehen seiner Blogs ohnehin vorgehabt haben, auf faz.net aufzuhören. Unterdessen empfiehlt er seinen Lesern, sich von seinen Gegnern nicht provozieren zu lassen. Die Aufregung um ihn kommentierte er auf Twitter: „Was für ein Getue um einen kleinen, freien Mitarbeiter, der so oder so weiterschreibt.“