© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/18 / 16. März 2018

Frisch gepresst

Counterspeech. Zuerst stehen nur einige wenige Kommentare unter dem Facebook-Eintrag einer Lokalzeitung, die über den Fall eines gewalttätigen „Flüchtlings“ berichtet. Wenige Minuten später ist die Kommentarspalte voll mit freundlichen und vermeintlich sachlichen Einträgen. Am Ende dieser Aberhunderten Posts steht der Hashtag #ichbinhier. „Hier“ waren dann Facebook-Nutzer, die „Counterspeech“ betreiben wollen, „Gegensprache“. Menschen vor Rechnern und Smartphones, denen es in den sozialen Netzwerken zu asozial zugeht. Der Gründer der Gruppe #ichbinhier, die mittlerweile über 36.000 Mitglieder zählt, heißt Hannes Ley. In seinem nun erschienenen Buch faßt er den Ist-Zustand dieser Facebook-Bewegung zusammen und erzählt, wie es dazu kam. Grundtenor: Die Art, mit der in sozialen Netzwerken gestritten werde, stelle „die Grundlagen des Zusammenlebens, unser gesellschaftliches Miteinander in Frage“. Eine ernsthafte Definition, was diesen „Haß im Netz“ ausmacht, den es zu bekämpfen gilt, sucht man auf den knapp über 200 Seite allerdings vergebens. (ls)

Hannes Ley: #ichbinhier. Zusammen gegen Fake News und Haß im Netz. DuMont Buchverlag, Köln 2018, gebunden, 206 Seiten, 20 Euro





Macht der Daten. Sollte Christian Brandes alias Schlecky Silberstein seinen Kindern erklären „wie das Internet funktioniert“, der Blogger und Autor würde es „mit einem großen Bauernhof vergleichen“. Die Bauern wären Google, Facebook oder Amazon, „und wir sind die Hühner“, die Tag für Tag „Daten-Eier“ legen, welche die „Bauern“ dann „ihren Kunden verkaufen: den Datenhändlern“. Warum das so ist und wie etwa Facebook 2012 die sich daraus ergebende Macht nutzt und mit über 680.000 seiner 1,5 Milliarden Nutzer die „größte Feldstudie der Menschheitsgeschichte“ durchführte, präsentiert Brandes spannend wie in einem Kriminalroman. Bis man realisiert, daß es im Hier und Jetzt stattfindet und daß damit Politik gemacht wird. Der Sieg Trumps bei den US-Präsidentschaftswahlen 2016 zum Beispiel sei teilweise auf die präzisere Plazierung von Wahlwerbung infolge gekaufter Daten über Alter, Hautfarbe, politischer Vorliebe und Wohnort zurückzuführen, schreibt der auch bei ARD und ZDF unter Vertrag stehende Brandes, der sich glücklicherweise größtenteils mit politischen Kommentaren zurückhält. (mp)

Schlecky Silberstein: Das Internet muß weg. Albrecht Knaus Verlag, München 2018, broschiert, 271 Seiten, 16 Euro