© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/18 / 23. März 2018

Thierry Baudet. Der neue Star der holländischen Konservativen überstrahlt sogar Wilders
Das Wunderkind
Mina Buts

Der 35jährige Thierry Baudet ist das Wunderkind der niederländischen Politik. Zwar trat er bereits 2017 mit seiner neuen Partei „Forum für Demokratie“ zur Parlamentswahl an, errang damals aber nur zwei Sitze, von denen er einen innehat. Inzwischen aber wäre das Forum laut Umfragen zweitstärkste politische Kraft im Land. Hervorgegangen ist es aus der Volksabstimmung von 2016, die geenstij.nl – eine politisch inkorrekte Netzseite – und Baudet gegen den EU-Assozierungsvertrag mit der Ukraine initiiert und gewonnen haben.

Die Ignoranz, mit der der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte von der liberalen VVD den Vertrag dann doch durchgewunken hat, erklärt den Erfolg Baudets aber nur zum Teil. Mit seiner EU- und einwanderungskritischen Haltung bedient er konservative Wähler, mit seinem Ruf nach Freiheit im Netz, der Freigabe „weicher“ Drogen, und einer Abschaffung der Erbschaftssteuer aber auch Liberale. So ist es Baudet nicht nur gelungen, Geert Wilders, der vor allem durch seine Islamfeindlichkeit bekannt ist, sondern auch der VVD das Wasser abzugraben.

Bei den Kommunalwahlen, die in dieser Woche stattfinden, tritt Baudets Forum allerdings nur in Amsterdam an. Denn angesichts des rasanten Wachstums der Partei will er die Kontrolle nicht aus der Hand geben. Doch trotz der Begrenzung auf die Hauptstadt (Den Haag ist offiziell nur Regierungssitz) dominiert Baudet den Wahlkampf.

Ärger hatte er allerdings, als unlängst die Nummer zwei des Forums auf der Kandidatenliste für Amsterdam, Yernaz Ramautarsing, die Ansicht äußerte, Niederländer dunkler Hautfarbe hätten in aller Regel einen niedrigeren Intelligenzquotienten. Baudet setze ihn ab und erklärte, das „Forum für Demokratie“ sei keine rassistische Partei und die Beurteilung von Intelligenzunterschieden überlasse er der Wissenschaft. Und gegen den Vorwurf des „Rassismus“ durch die linksliberale D66 wird Baudet in den Medien und von anderen Parteien in der Tat verteidigt.

Schon vor Jahren eroberte sich der gutaussehende Jurist und Historiker, dessen Familie ursprünglich französischer Abstammung ist, dank seiner Eloquenz, Geistesschärfe und unkonventionellen Thesen einen Platz in den politischen Talkshows des Landes. In seinen Büchern wie „Angriff auf den Nationalstaat“ (2013) verleiht er konservativen Inhalten neue intellektuelle Kraft. Für Aufmerksamkeit sorgte ebenso eine Parlamentsrede, die er vollständig auf Latein halten wollte – bis das Präsidium ihn stoppte. Vor allem junge, gut ausgebildete Niederländer fühlen sich von Thierry Baudet angesprochen, der dem „natürlichen“ Ende des Nationalstaates widerspricht. Ob der untergehe, wisse er nicht – falls aber ja, dann allerdings „nicht wegen historischer Altersschwäche, sondern durch politische Zerstörungswut“.