© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/18 / 23. März 2018

Ungebremster Zuzug heizt den Berliner Immobilienmarkt an
Offene Stadt
Ronald Gläser

Große Aufregung um gestiegene Bodenpreise in Berlin: In Szenebezirken wie Friedrichshain gibt es Ecken, in denen der Baulandpreis von 500 Euro pro Quadratmeter auf über 5.000 Euro angestiegen ist. Tausend Prozent – da machen Spekulanten mächtig Kasse. Andererseits: Vor zehn Jahren waren die Bodenpreise und die Mieten in der Hauptstadt relativ niedrig. In Paris ist der Quadratmeterpreis noch heute wesentlich höher. In London kostet eine Eigentumswohnung doppelt soviel wie in München. Insofern sind die steigenden Kosten in Berlin eine unschöne „Normalisierung“ – aus Sicht der Berliner Mieter und Immobilienkäufer.

Und dennoch: In Berlin gibt es in Randlagen nach wie vor Bauland für weniger als 300 Euro. Laut Immobilienexperten ist das so niedrig wie in keiner anderen deutschen Metropole. Und bei einem Blick auf die Ursachen des Preisanstiegs zeigt sich: Spekulation ist keineswegs entscheidend. Es gibt zwei wesentliche Gründe: Die Politik des billigen Geldes zieht Anleger – nicht zuletzt auch aus dem Euro-geretteten Südeuropa – auf den deutschen Immobilienmarkt. Berlin ist da wegen der guten Anbindung naheliegend. Wer investiert in Magdeburg, wenn er Berlin mit dem Ferienflieger erreicht? Zum anderen hat der anhaltende Zuzug nach die Mieten erheblich steigen lassen. Eine Investition in Wohnraum lohnt sich – trotz Mietpreisbremse und hoher Grunderwerbsteuer.

Diesen Zuzug gibt es seit anderthalb Jahrzehnten – extrem wurde er erst mit der Politik der offenen Grenzen. Allein 2016 zogen fast 60.000 Ausländer nach Berlin. Die wollen alle irgendwo wohnen. Sinkende Bodenpreise und auch Mieten sind erst in Sicht, wenn mehr gebaut wird, was der Senat verhindert. 2017 gab es weniger Baugenehmigungen als im Vorjahr. Außerdem müßte die Nullzinspolitik enden und der Zuzug eingeschränkt werden. Eine stärkere Abschiebung Illegaler wäre eine harte, aber wirksame Methode. Andersfalls wird der Preisanstieg noch weitergehen.