© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/18 / 30. März 2018

Deutsche Stahlindustrie von US-Zöllen vorerst verschont
Den Richtigen getroffen
Albrecht Rothacher

Der schwer angeschlagene Sheriff stolpert aus seinem Saloon, schießt aus der Hüfte und erwischt zufällig den richtigen Bösewicht. Respekt! Glückwünsche an den Schützen „The Donald“ und seine Einflüsterer. Die deutsche Stahl- und Autoindustrie kann sich erleichtert den Angstschweiß wegwischen. Was ist passiert?

Zunächst will Trump jetzt China gezielt für dessen jahrzehntelang geduldeten Technologieklau bestrafen. Durch staatlich begünstigte Firmenkäufe, Industriespionage und den Zwang, bei Gemeinschaftsunternehmen den chinesischen Partnern Technologietransfers zu ermöglichen, hat sich das Reich der Mitte geistiges Eigentum zum Nulltarif angeeignet und Entwicklungskosten gespart. 1.300 chinesische Importprodukte, die davon profitierten, will Trump mit 25 Prozent Zoll belegen, die die Chinesen 60 Milliarden Dollar kosten sollen (JF 13/18). Recht hat er. Aber China könnte nun US-Schweinefleisch, Boeing und General Motors sanktionieren. Und europäische Exporte könnten die amerikanischen Lieferungen leicht ersetzen. Die EU als unfreiwilliger Gewinner des Handelskrieges Washington-Peking?

Vielleicht hat EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström ihre US-Kollegen Robert Lighthizer und Wilbur Ross in letzter Minute mit ihrem unaufgeregt-nüchternen Stil überzeugt. Die Anti-Trump- Hysterie des Berliner Establishments war dabei sicher nicht hilfreich.