© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/18 / 30. März 2018

Frisch gepresst

Ernst Nolte. Auch auf den zweiten Blick erschließt sich nicht leicht, warum Studien über den Humor im Dritten Reich, Anfänge der deutschen Elektroindustrie oder „Die Grünen und die nationale Frage“ unter dem Titel „Grenzgänger“ in einer Aufsatzsammlung vereint werden können. Erwartet hätte man wohl eher eine Galerie biographischer Porträts von Nonkonformisten, die sich politisch und weltanschaulich wirklich „zwischen allen Stühlen“ plazierten. Von dieser seltenen Art fanden hier jedoch nur der „Nationalbolschewist“ und SDS-Sympathisant Ernst Niekisch (1889–1967) sowie der Berliner Geschichtsdenker Ernst Nolte (1923–2016) Berücksichtigung. Und der von seinen Zunftkollegen als „rechtsradikaler“ Paria geächtete Historiker wird gleich in zwei Beiträgen von Gerrit Dworok gewürdigt: einer kritischen Werkanalyse sowie einem ausführlichen Interview. Nolte sei übrigens mit solchen „Wanzenbissen“ (Karl Marx) souverän umgegangen, indem er seine Thesen „immer provokativer zugespitzt“ habe. So entstanden im Alter noch Bücher großen geschichtsphilosophischen Formats wie „Historische Existenz“ (1998) und „Die dritte radikale Widerstandsbewegung. Der Islamismus“ (2009), die seine Stellung als unangefochten bedeutendster deutscher Historiker in der zweiten Jahrhunderthälfte festigten. (wm)

Matthias Stangel, Kristof Niese (Hrsg.): Zwischen allen Stühlen. Grenzgänger im 20. Jahrhundert. Wißner-Verlag, Augsburg 2017, 219 Seiten, 19,90 Euro





Linkspopulismus. Politikwissenschaftler Andreas Nölke will ein alternatives Programm „gegen den Rechtsruck“ liefern. „Ausgangspunkt“ seiner „linkspopulären Position“ ist die Sorge um „den weniger privilegierten Teil der deutschen Gesellschaft“. Der regelmäßige Phoenix-Gast mit Arbeitserfahrung bei der Weltbank und der Europäischen Kommission bietet einige interessante Blickwinkel, wie zum Beispiel die abdriftende Euro-Integration, die globalen Finanzmärkte und die auseinandergehende Arm-Reich-Schere korrigiert werden könnten. Größtenteils liefert Nölke jedoch nur ein Potpourri altbekannter linker Worthülsen. Diese meist an der Realität scheiternden theoretischen Ansätze sind vielleicht gerade der Grund dafür, daß immer mehr Bürger sich rechten Alternativen zuwenden. (gb)

Andreas Nölke: Linkspopulär: Vorwärts handeln statt rückwärts denken. Westend Verlag, Frankfurt am Main 2018, broschiert, 236 Seiten, 18 Euro