© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/18 / 06. April 2018

Dorn im Auge
Christian Dorn

Als bedürfte es noch eines Beweises, wie der Islam zu Deutschland gehört, eine Rückblende: Als Ayaan Hirsi Ali im Haus der Bundespressekonferenz ihre jüngste Abrechnung mit dem Islam vorgestellt hatte („Reformiert Euch!“, 2015), wirkte sie sichtlich fassungslos ob der politischen Torheit, die sich in dem Satz Merkels manifestierte, der faktisch eine Kapitulation bedeutet. Inzwischen lassen sich die Erfolge dieses Regierungshandelns sehen: So konnte das öffentliche Gespräch von Deutschlands wichtigstem Islamkritiker Hamed Abdel-Samad mit dem Autor Samuel Schirmbeck vergangenen Herbst nur in einem abgelegenen Kulturhaus in der finsteren Peripherie des Brandenburger Umlandes, außerhalb des Berliner Nahverkehrsnetzes stattfinden. In der Hauptstadt war aus Sicherheitsgründen keine Veranstaltung möglich gewesen. Meine Frage, ob nicht – gerade für Politiker – die Parole „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“ legitim sei, bejahte Abdel-Samad explizit.


Indes hilft Sarkasmus, um mit den jüngsten Polizeimeldungen über tödliche Messerattacken umzugehen, die von ausländischen Tätern verübt werden. So wird im Café des West-Sektors gekalauert: „Was will ein junger Migrant mit Messer in Deutschland? – Dazugehören: Er möchte auch mal unbedingt beckmessern!“ Nicht weit entfernt, lädt am Ostersonntag der Comedyclub Kookabura an der Schönhauser Allee zur Abendshow „Humor Erectus“, welche dem „Survival of the funniest“ huldigt. Dessen begnadeter Hausherr, der deutsch-indische Komiker Sanjay Shihora, verdeutlicht dem Publikum das Prinzip der Wiedergeburt ganz plastisch: „In diesem Leben als Merkel, im nächsten Leben als Ferkel.“ Dabei wirken seine Versprechen glaubwürdiger als jene der Politik. Wenn die Leute vor Begeisterung ausflippten, „kriegt jeder im Saal 1.000 Punkte für sein Karma“.


Wenige Meter weiter stirbt derweil der legendäre Bassy Club, der am 30. April endgültig seine Pforten schließt. Zur letzten 80er-Jahre-Nacht hier ist es dennoch dicht gedrängt, da die Achtziger eine flüchtige Auferstehung feiern. Auf dieser trefflichen Zeitreise („Cold days, hot nights“) wird eher die Selbstironie zelebriert, sind doch die einst ehern voneinander geschiedenen Szenen von Mods, Poppern, New Wave oder Hardrock alle vereint im „Final Countdown“. Was jetzt zählt, ist die herrliche, zotige Wiederauferstehung der „letzten lebenden Diseuse“ Desirée Nick als „Blandine Reloaded“ im BKA-Theater (11.–14. April) – der wahre Heimatschutz.