© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/18 / 06. April 2018

Selbsternannte Krieger
„Social Justice Warrior“ kämpfen für den Weltfrieden und gegen die Meinungsfreiheit
Boris T. Kaiser

Lange waren die USA mit ihrer schier uneingeschränkten „Freedom of Speech“ das Leuchtfeuer der Welt in Sachen Meinungsfreiheit. Heute leuchtet dieses Feuer nicht mehr ganz so hell. Sogenannte „Social Justice Warriors“ (SJW) versuchen gar, es im Namen der „Political Correctness“ völlig unter ihre Kontrolle zu bringen. 

Die Nazikeule ist meteoritenartig in der US-Gesellschaft eingeschlagen. Die Zauberwörter zur Beschneidung bis hin zur Verstümmelung von Free Speech lauten: „White Privilege“, „Racial Profiling“, „Body Shaming“ oder „Sexual Harassment“. Natürlich sind auch alle Phobien, von „Islamophobia“ über „Homophobia“ bis hin zu „Transphobia“ dabei, die man jedem, der nicht im kulturmarxistischen Strom mitschwimmen will, so unterstellen kann. 

Über allem steht der Begriff „Offended“. Wann immer sich jemand durch eine Aussage beleidigt, angegriffen oder verletzt fühlt, sind alle weiteren Äußerungen in diese Richtung sofort einzustellen. Dies gilt auch dann, wenn sich jemand stellvertretend für die vermeintlichen Opfer angegriffen fühlt. Männliche weiße Studenten aus der oberen Mittelklasse können sich über die „Diskriminierung“ einer schwarzen Lesbe aus der Unterschicht auf einem Level empören, das diese selbst wohl niemals erreichen würde.

Am meisten „offended“ ist der SJW, wenn man ihn mit Fakten konfrontiert. Vorzugsweise natürlich mit Fakten, die nicht in sein Weltbild passen. Dies veranlaßte den konservativen Kolumnisten Ben Shapiro zu seinem inzwischen legendär gewordenen Satz: „Facts don’t care about your feelings.“

Social Justice Warriors haben es mit ihrer dauerbeleidigten Überempfindlichkeit geschafft, sich immer größere „Safe Spaces“ zu schaffen. Also virtuelle und reale Räume, in denen sie sich nicht mit der Meinung Andersdenkender, mit „verletzenden“ Witzen oder mit unangenehmen Wahrheiten und harten Fakten auseinandersetzen müssen. Unterstützt werden sie dabei durch einen politischen Import aus Deutschland. Die sogenannte Antifa ist inzwischen auch in den USA der schlagende Arm der Linken zur Einschüchterung aller Andersdenkenden.

Es formiert sich zunehmend Widerstand

Es ist die Kombination aus moralisierender Weinerlichkeit und brutaler Gewalt, die die Social Justice Warriors so erfolgreich macht. Wenn Shapiro einen öffentlichen Auftritt hat, kommt es regelmäßig zu Krawallen.

Mittlerweile gibt es aber immer mehr gestandene Amerikaner, die es satt haben, sich von 20jährigen Studenten der „Genderwissenschaften“, die noch bei Mutti wohnen, vorschreiben zu lassen, was sie zu denken, zu sagen und wie sie zu leben haben. Inzwischen ist eine breite Gegenbewegung zu den SJWs entstanden, die große Freude daran hat, die Pseudoliberalen, die sie liebevoll „Snowflakes“ nennen, zu provozieren. 

Wie einfach dies mitunter ist, führte eine Aktion aus dem Jahr 2017 vor. Provozierende Sticker und Poster sorgen an US-Universitäten und Straßen mit ihrer Aufschrift für große Empörung. Die provokante Botschaft: „It’s okay to be white“. Empörte Reaktionen kann man bei SJWs übrigens auslösen, wenn man sich, in Anlehnung an die „Black Lives Matter“-Kampagne, zu dem wagemutigen Satz „All Lives Matter“, also der Aussage, daß alle Leben zählen, hinreißen läßt. 

Leute wie Ben Shapiro und Internetstars wie der konservative Comedian Steven Crowder, der libertäre Podcaster Stefan Molyneux und vor allem das Enfant terrible Milo Yiannopoulos haben dieses „Triggern“ perfektioniert und erfreuen sich damit größter Beliebtheit. Vor allem bei der Generation der „Digital Natives“ und Publikumsschichten im vorpolitischen Raum, die für klassische Konservative schwer erreichbar sind.

Letztlich war es wohl auch diese neue alte Lust an der Provokation, die Wut des zum rassistischen Hinterwäldler abgestempelten Normalbürgers, und somit der gesellschaftliche Einfluß der überbordenden Politischen Korrektheit, der auch den Wahlsieg Donald Trumps möglich machte und den schlimmsten Alptraum der Social Justice Warriors hat wahr werden lassen. Manchmal muß man den Gegner nur lange genug siegen lassen, bis man gewinnt.