© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/18 / 13. April 2018

Der Kern der Kirche
Eucharistie: Deutsche Bischöfe haben sich an Rom gewandt, um eine zentrale Frage des katholischen Glaubens zu klären
Martin Lohmann

Unter deutschen Bischöfen wird seit Tagen engagiert gestritten, was für viele Außenstehende schwer verständlich ist. Worum geht es da eigentlich? 

Es geht um eine letztlich theologische Frage, der mediengerechte Schlagworte sowenig gerecht werden wie den handelnden Personen. In seinem Brief, den der Kölner Kardinal Woelki zusammen mit anderen Bischöfen nach Rom schickte und auf den sein Münchner Kollege Marx als Vorsitzender der Bischofskonferenz energisch reagierte, wird verwiesen auf den Kern des katholischen Glaubens, den die besorgten Aufrechten durch eine Mehrheitsinitiative der Bischofskonferenz gefährdet sehen. Dabei geht es wiederum vornehmlich um eine – auch Woelki und den anderen bewußte – pastorale Sorge im Blick auf konfessionsverschiedene Ehen, in denen man gern gemeinsam zur Kommunionbank gehen möchte. 

Zunächst: Jeder Bischof ist in der Hierarchie der Kirche dem Papst direkt verantwortlich. Bischöfe sind Hirten, die der Wahrheit des Glaubens zu dienen haben. Eine Bischofskonferenz, die durchaus als den Bistümern gleichsam übergeordnet wahrgenommen wird, hingegen ist kirchenrechtlich ein theologisches Nullum. Sie ist eher ein Meinungs- und Austauschgremium. Nach katholischem Verständnis ist die Kirche auf Apostel, deren Nachfolger die Bischöfe sind, gebaut, nicht aber auf Konferenzen.

Dann: Bei der Kommunion geht es um den Kern des katholischen Glaubens. Bei der Kommunion wird Christus nicht symbolisch empfangen, sondern real. Es geht beim Allerheiligsten um den Allerheiligsten selbst. Das Sakrament gehört weder einem Bischof noch einer Konferenz. Die Kommunion kann also keinem anderen „Ziel“ untergeordnet werden.

Wer glaubt, daß es wirklich der Leib des Herrn ist, glaubt letztlich katholisch und ist somit in der Einheit der katholischen Kirche. Wer das äußert, ist kein Gegner der Ökumene. Denn die kann, wenn man verschiedene Glaubensinhalte respektiert, nicht heißen: Alles ist eins und gleich. 

Vielleicht ist ja jetzt eine gute Gelegenheit, ökumenisch liebevoll das Sakrament der Eucharistie zu erklären und Herzen dafür zu öffnen. Die pastorale Herausforderung bleibt dennoch konkret und berührt eine jeweils persönliche Gewissensfrage, die durch keine Handhabung ersetzt werden kann.  

Bischöfe sollen als mutig und treu und vor allem einfühlsam empfunden werden können gegenüber den Menschen mit Sehnsucht – vor allem aber gegenüber dem erlösenden Gottessohn, dessen konkretes Dasein im Sakrament der Kern der Kirche ist.