© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/18 / 13. April 2018

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Menschenrechtler kritisiert Marx-Statue

BONN. Der Menschenrechtler und Ex-DDR-Häftling Alexander Bauersfeld hat die geplante Aufstellung einer 5,50 Meter hohen Karl-Marx-Statue in Trier scharf kritisiert. Er sprach bei der Jahresversammlung der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), die vom 6. bis 7. April in Bonn mit rund 150 Teilnehmern stattfand. Die Stadt Trier hatte das Denkmal von der Volksrepublik China als Geschenk bekommen. Es soll zum 200. Geburtstag des Philosophen am 5. Mai auf dem Simeonstiftplatz enthüllt werden. Für das Denkmal hatten im Stadtrat unter anderem die Mitglieder der SPD und der Linkspartei sowie große Teile der CDU-Fraktion gestimmt. Die AfD übte dagegen scharfe Kritik an der Aufstellung der Statue. Mit der Errichtung des „Marx-Götzen“ gibt es Bauersfeld zufolge einen „ungeheuren Tabubruch“. Erstmals seit 1989 werde damit in Deutschland wieder ein kommunistisches Denkmal errichtet, so der frühere DDR-Regimekritiker. Der sowjetische Staatsgründer Wladimir Iljitsch Lenin (1870–1924) habe Leute, die zwar äußerlich gegen seine Revolution waren, sie aber unwissentlich doch unterstützten, „nützliche Idioten“ genannt: „Die Ratsherren, die diesem Götzen zugestimmt haben, sind für mich auch ‘nützliche Idioten’.“ Bauersfeld war eineinhalb Jahre lang politischer Gefangener in der DDR, bevor die Bundesrepublik ihn 1984 freikaufte. Ähnlich äußerte sich der IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Wenn man aus China eine Marx-Statue bekomme, sei das ein „vergiftetes Geschenk“. Marx habe den Nährboden geschaffen für die Taten der kommunistischen Herrscher und Diktatoren Mao Tse-tung, Pol Pot und Josef Stalin: „Sie haben sich alle auf ihn berufen“, so Lessenthin. Er rechne damit, daß es bei der Einweihung am 5. Mai auch Proteste geben wird. Die AfD-Fraktion in Trier kündigte inzwischen für diesen Tag eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung unter dem Motto „Kommunismus-Opfer nicht vergessen – Marx vom Sockel holen“ an. (JF/idea)