© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/18 / 13. April 2018

Umstrittene Lerneffekte durch die Begegnung mit dem Unerwarteten
Ein Hoch der akademischen Diversität
(dg)

Im Takt der Messerangriffe wird derzeit die Agitation für multikulturelle Buntheit, die im akademischen Milieu als flankierende Werbung für „Diversität in der Wissenschaft“ einherkommt, von der Realität widerlegt. Eine Erfahrung, die gerade die Bildungsökonomen Gerd Grözinger und Marlene Langholz-Kaiser von der Europa-Universität in Flensburg machen mußten, die im März-Heft von Forschung & Lehre (3/2018) die „Vorteile von Diversität“ rühmen, weil sie einen „Zuwachs an kognitiven Fähigkeiten“ verspreche und „Lerneffekte durch Begegnung mit dem Unerwarteten“ stimuliere. Mitunter bleibt indes wenig Lernzeit wie bei der 17jährigen Flensburgerin Mireille, die im März den unerwarteten, tödlichen Messerstichen eines Afghanen zum Opfer fiel. Zynisch klingt in diesem Kontext der Rat von Grözinger und Langholz-Kaiser, interkulturelle Kompetenz mehr durch jenes „Einüben in andere Sichtweisen“ erwerben, das sie Hochschulen als „Third-Mission-Aufgabe“ für das „Hineinwirken in eine Gesellschaft“ empfehlen, um „nachhaltig Europa- und Globalpolitik betreiben will“. Allerdings räumen sie ein, daß Vorteile bei „ethnisch diversen“ Gruppen „viel schwieriger“ zu belegen und in der Literatur umstritten seien. Was vermutlich daran liege, daß Diversity Management ursprünglich eine Strategie multinationaler Konzerne gewesen sei, um die Produktionseffizienz zu steigern. 


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