© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/18 / 13. April 2018

Anschauliches Wachstum
Ein bemerkenswerter Atlas zur weltweiten Demographie
Mathias Pellack

Der 1941 in Dresden geborene Klaus Müller hat in seinem auf jahrelange Recherche gestützten Atlas Bevölkerungszahlen zur Entwicklung der Menschheit zusammengetragen. Auf dieser Datengrundlage wird auf 24 ausklappbaren und selbstgezeichneten Weltkarten die historische Bevölkerungsdichte regional über die Zeiträume in den entsprechenden Großregionen dargestellt. Sichtbar wird etwa, daß Japan bis 1500 vor Christus noch nahezu unbesiedelt war, oder daß die Nilregion in Ägypten seit mehreren tausend Jahren kontinuierlich eine überdurchschnittliche Besiedlungsstärke aufweist.

Von 7500 vor Christus bis zu Projektionen ins Jahr 2100 wird die Weltgeschichte in vierundzwanzig Zeitalter gegliedert. Besonders die Entwicklung der explodierenden Bevölkerungszahl Afrikas im 20. Jahrhundert, die sich bis 2100 ungebrochen fortzusetzen scheint (JF 10/18), führt Müllers Werk, bei dem lediglich an manchen Stellen das schlechte Lektorat auffällt, eindrücklich vor Augen. Besonders die sich in den muslimisch geprägten Ländern wie Somalia oder dem Tschad mit über sechs Kindern pro Frau abzeichnende Bevölkerungsexplosion läßt in Anbetracht der jüngsten massiven Migrationsbewegungen in Richtung Europa keine Trendumkehr erwarten.

Zusätzlich befinden sich auf sieben der Kartenrückseiten sogenannte Großgruppendiagramme, die die Verhältnisse der Bevölkerungszahlen der Kontinente durch die Epochen äußerst eindrücklich aufzeigen. Deutlich wird, wie die Bevölkerungszahl Europas sich während des Dreißigjährigen Krieges um die Hälfte verringerte oder wie der Anteil der Europäer von etwa einem Viertel an der Weltbevölkerung zum Höhepunkt um 1929 bis ins prognostizierte Jahr 2100 auf nur mehr ein Neuntel schrumpfen wird.

Die Hoffnung des Autors, der im Atlas die aktuelle Datenlage, gestützt auf Zahlen des United Nations Department of Economic and Social Affairs, gut wiedergibt, sein Werk könne eine „Mahnung zur Umkehr“ sein, wie es „Marxens Andeutung von einer Diktatur des Proletariats“ gewesen sei, klingt in Hinblick der seit Jahrzehnten selbst von UN-Gremien angemahnten Regulierung der Bevölkerungspolitik beinahe vermessen.

Klaus Müller: Atlas zur historischen Demographie der Menschheit. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2017, broschiert, 124 Seiten, 59,95 Euro