© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/18 / 13. April 2018

Umwelt
Verlogener Diskurs
Volker Kempf

Holger Strohm, ein Mann, der 1973 mit seinem Buch „Friedlich in die Katastrophe“ der Anti-AKW-Bewegung eine umfangreiche Argumentationsgrundlage lieferte, hat sich seinen Sinn für Katastrophen bewahrt. Er sah im Jahrestakt erst den Euro, dann die Asylpolitik auf Katastrophenkurs. In seinem neuesten Buch wähnt er die „Demokratie in Gefahr“ (Schild Verlag 2017): Verlogenheit und Zensur, wo man hinschaue. In Umweltfragen gibt es von dem 75jährigen Ex-SPDler aktuell nur Hohn und Spott. Geschäftemacherei bestimme das Handeln. Das gelte bei der Wärmedämmung, dem E-Auto oder beim Atommüll im Lager Asse, von „Wissenschaftlern“ begleitet, die dabei gut verdienten. Es sei ein Milliardengrab für Steuerzahler, ohne die Probleme nachhaltig gelöst zu haben. Mit Plastik lasse sich gutes Geld verdienen, aber 30 Millionen Tonnen davon landeten jährlich im Meer (JF 24/16). Die Folgekosten zahlen auch hier alle, nur nicht die Verursacher.

Mit dem CO2-Handel läßt sich ein Milliardengeschäft machen, das erklärt vieles.

Die Klimaerwärmung bezweifelt Strohm nicht, aber zu einseitig stehe das Kohlendioxid im Fokus, wo doch Dutzende weiterer Stoffe weit relevanter seien. Schwefelhexafluorid (SF6) trage je Molekül 22.800mal so stark zum Treibhauseffekt bei wie CO2 und sei in Deutschland zu 1.142 Tonnen freigesetzt worden, es bleibe hundert Jahre lang aktiv. Mit dem CO2-Handel lasse sich aber ein Milliardengeschäft machen, das erkläre vieles. Wenn es also in den Medien immer wieder heißt, es werde das Weltklima gerettet und damit auch noch viel Geld verdient, dann ist da etwas dran. Nur mit der „Rettung“ dürfte es etwas übertrieben sein, ist sich Strohm sicher. Wirtschaft und Bürger in Deutschland sollen angeblich Ende März mehr CO2 ausgestoßen haben als in den „Klimazielen“ der Bundesregierung versprochen. Das dürfte die Betroffenheitsrhetorik weiter anheizen und Strohms Klage vom modernen Ablaßhandel weiter Nahrung geben.