© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/18 / 20. April 2018

Hektische Ruhe vor dem kommenden Welthandelskrieg?
Drei Hauptübel
Albrecht Rothacher

Seit Donald Trumps Strafzöllen und den chinesischen Gegenreaktionen kommen die Welthandelsrunden nicht mehr zur Ruhe. Der Aluminiumgigant Rusal leidet nicht nur unter dem Zolldiktat, zahlreiche russische Oligarchen sind auch persönlich von US-Sanktionen betroffen. Daimler und BMW ärgert, daß ihre teuren SUVs aus amerikanischen Werken nun mit 50 Prozent Zoll im Reich der Mitte belegt werden – der Teramont und der Tiguan L von VW hingegen nicht, denn sie werden in China montiert.

Die EU versucht die für sie bis zum 1. Mai befristete Ausnahme von den US-Stahl- und Aluzöllen durch Angebote von Nullzöllen bei Industrieprodukten dauerhaft zu verlängern. Japan hofft auf ein bilaterales Abkommen mit den USA und sieht sich dabei dem Druck ausgesetzt, seinen Agrarmarkt zu öffnen – der den Amerikanern in China gerade verschlossen wurde. Präsident Xi Jinping gab sich beim Wirtschaftsforum Boao versöhnlich: Es werde kein Währungsdumping des Renminbi (Yuan) geben. China sei bereit, den Standardautozoll von 25 Prozent zu senken, einen besseren Zugang zum Finanz- und Versicherungssektor zu ermöglichen und den Schutz geistigen Eigentums zu verbessern – Versprechen, die bislang immer gebrochen wurden. Auch mit den verhaßten Japanern fand unter den Außenministern Taro Kono und Wang Yi erstmals seit langer Zeit wieder ein wirtschaftspolitischer Austausch statt. 

Derzeit leidet die Weltwirtschaft unter drei Hauptübeln: Dem chinesischen Neomerkantilismus, der nach der Abschottung der eigenen Märkte ausländische Technologien, Infrastrukturen und Märkte zu erobern und zu beherrschen sucht. Dann den US-Haushaltsdefiziten, die 2018 bei 800 Milliarden Dollar liegen werden, und dem US-Handelsdefizit von 500 Milliarden Dollar. Schließlich ist da der Euro, der unvereinbare Wirtschaftskulturen vereinen soll. Die EZB betreibt Währungsdumping zugunsten der südlichen Schuldnerländer – was die Welthandelsungleichgewichte zusätzlich verschärft.