© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/18 / 20. April 2018

DVD: Affäre Nachtfrost
Falsche Identität
Werner Olles

Anfang 1945 bekämpfen sich an der Weichsel die Rote Armee und die deutsche Wehrmacht. Der grausame Stellungskrieg endet in einem Blutbad. Oberst Fritz Seyfried (Hansjörg Felmy) gelingt es sich abzusetzen. Dabei nimmt er die Identität eines toten Flüchtlings an und rettet einem kleinen Jungen das Leben, indem er ihn in Richtung Westen mitnimmt. Dreißig Jahre später hat Seyfried beim Bundesnachrichtendienst (BND) in München Karriere gemacht. Der Junge, dem er damals das Leben rettete, wurde hingegen Stabsoffizier bei der Nationalen Volksarmee der DDR.

Als die Stasi auf Seyfried aufmerksam wird und ihn wegen seiner falschen Identität erpressen will, als Doppelagent tätig zu werden, offenbart er sich dem BND, der jedoch ohnehin bereits über seine wahre Identität Bescheid wußte. Seyfrieds Ehefrau (Gudrun Landgrebe) kontaktiert in Ost-Berlin den Oberst (Charles Brauer) der NVA, dem ihr Mann als Kind das Leben rettete. Auf dem ihr fremden Terrain erweist sie sich jedoch der Situation nicht gewachsen, allein guter Wille, naiver Idealismus und weiblich-diplomatisches Geschick reichen hier nicht aus. Sie gerät in ein undurchdringliches Netz aus Intrigen, Verschwörungen und Mordkomplotten der Stasi, das ihr schließlich zum Verhängnis werden soll …

Sigi Rothemunds Agentenkrimi „Affäre Nachtfrost“, 1989 im Auftrag des Zweiten Deutschen Fernsehens produziert, basiert auf dem gleichnamigen Roman von Stefan Murr – ein Pseudonym des Juristen Bernhard Horstmann – und gehört zu jenen Spionage-Thrillern, die in den siebziger und achtziger Jahren reihenweise fürs Fernsehen gedreht wurden. Rothemund, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, gelingt es jedoch an keiner Stelle, ein wirklichkeitsgetreues Bild der Machenschaften der diversen Geheim- und Nachrichtendienste sowie der politischen Machtverhältnisse in Szene zu setzen. Viel zu oberflächlich und vordergründig ist das Geschehen aufgebaut, das sich dadurch seiner Glaubwürdigkeit beraubt. Damit vergibt er auch die Möglichkeit, über einen Spionagefilm Verständnis für die politische Situation im damals noch zweigeteilten Deutschland zu wecken. Daran ändern leider auch die vorzüglichen Leistungen der Hauptdarsteller nur wenig. 

DVD: Affäre Nachtfrost. Pidax Film 2018, Laufzeit, etwa 109 Minuten