© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/18 / 20. April 2018

Meldungen

Druck zu Abtreibung Behinderter wächst

TRIER. Der gesellschaftliche Druck auf Eltern, ein behindertes Kind abzutreiben, wächst. Das beobachtet der Medizinethiker Axel Bauer. Er äußerte sich bei einer Fachtagung des Bundesverbandes Lebensrecht zum Thema „Kinder – Nur noch qualitätsgeprüft?“ am 14. April in Trier. An dem Tag wurde dort die „Woche für das Leben“ der beiden großen Kirchen mit einem ökumenischen Gottesdienst eröffnet. Sie findet in diesem Jahr unter dem Motto „Kinderwunsch. Wunschkind. Unser Kind!“ statt und lädt zu einer kritischen Auseinandersetzung mit den Methoden der Pränataldiagnostik (Erkennen von Krankheiten und Mißbildungen eines Kindes vor der Geburt) ein. Bauer zufolge gibt es einen Widerspruch beim Umgang mit Behinderung. Auf der einen Seite werde viel Wert auf Inklusion von behinderten Menschen gelegt, auf der anderen Seite finde bei Ungeborenen eine „Rasterfahndung nach Behinderungen“ statt und es werde „munter“ aussortiert. Er wandte sich dagegen, daß der sogenannte PraenaTest – der vorgeburtliche Bluttest bestimmt verschiedene Trisomiearten eines ungeborenen Kindes – von den Krankenkassen bezahlt wird. Denn er diene nicht der Behandlung oder Heilung des Patienten, sondern habe nur das Ziel, behindertes Leben zu verhindern. Insgesamt steige aktuell der „Perfektionsdruck“. Ein behindertes Kind werde als Zumutung für Eltern und Gesellschaft empfunden. Das führe dazu, daß die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten bei vorgeburtlichen Untersuchungen zwangsläufig genutzt würden. Eine Kultur der scheinbaren Leidvermeidung durch die Beseitigung des Leidenden mache Abtreibung zur Todesursache Nummer eins, so Bauer. Er war von 2008 bis 2012 Mitglied im Deutschen Ethikrat. (idea/JF)





Fünf Millionen Besucher in Stasi-Gedenkstätte 

BERLIN. Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen hat ihren fünfmillionsten Besucher empfangen. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) begrüßte Mittwoch voriger Woche den 16jährigen Schüler Johannes Bäcker vom Luitpold-Gymnasium aus dem bayerischen Wasserburg am Inn. Gedenkstättendirektor Hubertus Knabe wies darauf hin, daß mehr als die Hälfte aller Besucher der Gedenkstätte Schüler seien. „Das politische Unrecht, das in der DDR geschehen ist und das gerade in Hohenschönhausen viele Menschen auf schreckliche Weise erfahren mußten, dürfe nicht in Vergessenheit geraten“, sagte Grütters. Ihren Angaben zufolge sollen voraussichtlich bis Herbst 2019 der Gebäudetrakt der ehemaligen Stasi-Untersuchungshaftanstalt mit Vernehmungsräumen und Zellen sowie das Haftkrankenhaus denkmalgerecht saniert werden. Bund und Land stellen dafür rund 8,8 Millionen Euro bereit. (tha)