© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/18 / 20. April 2018

Umwelt
Salomons Fußabdruck
Volker Kempf

Ein Jahr Autofahren verursacht laut Atmosfair.de im Schnitt einen Kohlendioxidausstoß von zwei Tonnen. Ein Hin- und Rückflug für zwei Personen ins australische Melbourne schlägt mit 22,6 Tonnen zu Buche – im Grünensprech entspräche das dem Zehnfachen des klimaverträglichen Jahresbudgets eines Menschen. Doch diesen CO2-Fußabdruck verursachte vor zweieinhalb Jahren allein die dritte Hochzeitsreise von Dieter Salomon. Dem 57jährigen wird auch der Verlust zu vieler Bäume und Grünflächen in der Stadt vorgeworfen, Willkommenskultur und Wohnungsbau sind ihm wichtiger. Dennoch wird der Grünenpolitiker wohl am 22. April für weitere acht Jahre zum Oberbürgermeister von Freiburg gewählt werden. Die Tempo-30-Zonen nerven viele, aber die CDU, die das früher gerne thematisierte, schickt keinen Kandidaten ins Rennen. Schwarz-hellbeige-grün kommt daher das Wahlplakat des Amtsinhabers daher, flankiert mit der grün gesetzten Nullaussage „Natürlich“.

Das seit 16 Jahren grün regierte Freiburg ist die Kriminalitätshauptstadt im Ländle.

Die SPD unterstützt den parteilosen Martin Horn. Der 33jährige hat ein Studium der internationalen sozialen Arbeit vorzuweisen. „Öko? Logisch!“ will er sein, ansonsten ein Mann für „Europa“. Die 48jährige Monika Stein von der Grünen Alternative Freiburg (GAF) wird von Linken und Frauengruppen unterstützt. Nikolaus von Gayling (FDP) tritt nicht an, wirbt aber mit einem Glöckchen-Geschenk: Es soll das Ende der Amtszeit von Salomon einläuten. Darauf hofft auch der unabhängig kandidierende Grüne Manfred Kröber, für den die nicht mehr im Stadtrat vertretene ÖDP eine Empfehlung aussprach. Der 57jährige Unternehmer Stephan Wermter macht Sicherheit und Ordnung zu seinen Schwerpunktthemen, ist die Stadt doch die Kriminalitätshauptstadt im Ländle. Dennoch dominieren Plakate übers Bienensterben und den Klimaschutz das Stadtbild. Freiburg geht es immer noch zu gut für einen Wechsel.