© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/18 / 27. April 2018

Im Teufelskreis der Ängste
Muslimischer Judenhaß: Wie ein Provinzjournalist importierten Antisemitismus verharmlost
Dirk Glaser

Hannah Arendts fast zu Tode zitierte „Banalität des Bösen“ hat durch Journalisten wie Stefan Hans Kläsener frischen Glanz bekommen. Der katholische Diplom-Theologe, Jahrgang 1964, ist seit 2015 Chefredakteur des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags, der inzwischen mit der Holding der Neuen Osnabrücker Zeitung fusionierte.

Unter der Leitung Kläseners wurde die auf Boulevardisierung und Entpolitisierung getrimmte Strategie dieser norddeutschen Monopolpresse alternativlos in den Dienst der „Willkommenskultur“ gestellt. Was zwangsläufig, wie bei überregionalen Qualitätsmedien, zu permanenter Leugnung der Gefahren islamischer Massen- und Messereinwanderung zwang.

Dieser auf dreiste Tatsachentaubheit setzenden Linie bleibt auch Kläseners demagogischer Kommentar zur jüngsten antisemitischen Attacke auf Berlins Straßen treu. Es sei ein „Vorurteil“, daß sie etwas mit „Flüchtlingen“ zu tun habe. Hier offenbare sich vielmehr ein undurchsichtiger, sich um „Islamophobie, Homophobie, Antisemitismus“ drehender „Teufelskreis der Ängste“ (Schleswig-Holsteinische Landeszeitung vom 19. April 2018). Dabei sollte inzwischen hinlänglich bekannt sein, was der deutsch-jüdische Historiker Michael Wolffsohn erst unlängst auf den Punkt brachte: der „gewalttätige  Antisemitismus“ geht nahezu ausschließlich von Muslimen aus (NZZ vom 27. Februar 2018). Er ist eine Folge des größten Imports von Judenhassern, den Westeuropa je erlebt hat. 

Um ihre Mitschuld an diesem historisch singulären Fiasko zu verdecken, denunzieren nun Lohnschreiber wie Kläsener Kritik an muslimischer Judenfeindschaft als „Vorurteil“ und entblöden sich nicht, den plumpen Versuch zu unternehmen, sie im Kontext von nur allzu berechtigter „Islamophobie“ und – Judenhaß moralisch auf eine Stufe etwa mit Aversionen gegen die Homo-Ehe stellend – „Homophobie“ zu relativieren. Damit leisten solche apologetischen Einlassungen nicht weniger als publizistische Beihilfe zur zweiten Vertreibung der Juden aus Deutschland.