© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/18 / 27. April 2018

Umwelt
Eine Welt für sich
Volker Kempf

Die Bio-Branche versucht mehr Lebensfreude und Mut zur Farbe zu vermitteln. Entsprechend lächelt vom Naturkostmagazin Eve (3-4/18) eine dezent geschminkte junge Blondine vom Titelbild. Schminkutensilien gibt es schließlich längst auch im Bio-Laden. Auch Genuß wird im Heft optisch vermittelt, ein Biß in ein Frischkäsebrot läßt daran keinen Zweifel. Die Abbildungen zu Rezepten vegetarischer, aber farbenfroher Kost – wie gefüllte Paprika – sind einladend. Die Küche ist als Ort der Entschleunigung eine zeitgemäße Empfehlung. Nur mit der Lebensfreude ist es wohl noch etwas hin: Der Klartextkolumnist Benedikt Härlin (Ex-taz) schaut sehr ernst drein bei der Frage, ob Bio die Welt verändern kann.

Asylzuwanderer gehören nicht zu den typischen Kunden der deutschen Bio-Laden-Subkultur.

Typisch jugendbewegt ist der Traum von einem Aussteigerleben. Als dreiköpfige Familie allein auf einer Hallig, das ist Natur pur. Eine Bootsstunde von der Zivilisation entfernt. Dazu ein Interview, wie es sich so naturnah lebt: Naß und windig bei hohen Wasserständen, aber mit weitem Blick hinaus auf das Meer. Das Heft wirkt etwas aus der Zeit gefallen, so ganz ohne einen der in den letzten Jahren neu Zugewanderten, meist Muslime, die längst das Bild in den Städten prägen. Wie kommt das? Was da zuwandert, gehört nicht zu den typischen Kunden der deutschen Bio-Laden-Subkultur. Darauf wies schon Joachim Radkau in „Geschichte der Zukunft“ hin, diese Zuwanderer würden vieles mitbringen, aber kein Umweltbewußtsein, keinen Sinn für Mülltrennung oder Bio-Landwirtschaft. Das Heft ist leserlich gemacht, ansprechend gestaltet und vergleichsweise wenig gesinnungsschwer. Der Chefredakteur Jan R. Egel hat sich nach 16 Jahren gleichwohl von seinen Lesern verabschiedet. Man darf für den Mai schon gespannt sein, was sein Nachfolger daraus macht.