© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/18 / 04. Mai 2018

Annäherungen auf der Koreanischen Halbinsel
Vor Euphorie sei gewarnt
Detlef Kühn

Die Koreaner und ihre Freunde in aller Welt erleben wieder einmal ein Wechselbad der Gefühle. Noch im Dezember erschien die politische Lage auf der geteilten Halbinsel hoffnungslos. Der Diktator im Norden, Kim Jong-un, drohte mit atomaren Raketenangriffen auf die USA. Der amerikanische Präsident Donald Trump erwog öffentlich vernichtende Präventivschläge auf Nordkorea. Nun, nur vier Monate später, ist plötzlich alles anders. Kim und der südkoreanische Präsident Moon haben ein erfolgreiches Gipfeltreffen an der Waffenstillstandslinie in Panmunjon hinter sich. Ein Friedensvertrag, der den Bürgerkrieg von 1950 bis 1953 beenden soll, ist verabredet, ebenso eine enge Kommunikation und Begegnungen von kriegsbedingt geteilten Familien. Vor allem hat Kim Jong-un schriftlich und in aller Öffentlichkeit die völlige atomare Abrüstung auf der Koreanischen Halbinsel versprochen.

Das sind vielversprechende Signale für das geplante Treffen von Kim und Trump noch im Mai, bei dem Kims langersehnter Wunsch nach „Augenhöhe“ mit den USA endlich in Erfüllung gehen soll. Man darf also hoffen, vor Euphorie sei aber gewarnt. Die Interessenlage der beteiligten Mächte, vor allem Chinas, ist schwer auf einen Nenner zu bringen.






Detlef Kühn war von 1972 bis 1991 Präsident des Gesamtdeutschen Instituts.