© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/18 / 04. Mai 2018

Grüße aus Rom
Moderner Untergang
Paola Bernardi

Zwei Tage lang schüttete es in Rom vom Himmel, was für den Monat April ein außergewöhnliches Phänomen ist. Der Regen hatte nicht nur das übliche Verkehrschaos in der Metropole noch verstärkt, sondern auch erhebliche Schäden in der Stadt angerichtet. Nicht nur der Tiber war wieder über die Ufer getreten, sondern es hatte auch wieder Erdstürze gegeben. Fundamente waren zusammengebrochen, und wo eben noch eine Straße war,  klaffte ein riesiges Loch. Bäume und parkende Autos wurden mit in die Tiefe gerissen. 

250.000 Bürger leben in Häusern, die ohne jede tektonische Prüfungen errichtet wurden und deren Fundamente bei jeder kleinsten Überschwemmung einkrachen könnten. Regeln wurden wie immer scheinbar außer Kraft gesetzt. Nun, im Laufe der Jahrzehnte rächt es sich. „Rom, die zerbrechliche Stadt“, titelte La Stampa, und die New York Times nannte es „Ein moderner Untergang“.  

Auch Roms Fluß, der Tiber, einst in Filmen so romantisch verewigt, ist krank.

In den ersten drei Monaten dieses Jahres öffnete sich 42 mal  Roms Erde und verursachte erhebliche Schäden und Kosten. Die jahrhundertealten 700 Kilometer langen Kanäle, die das Wasser der Metropole unterirdisch in den Tiber leiten – die einst der Stolz der Herrscher Roms waren –, sind längst zu stinkenden Abwasserkloaken verkommen. Die Ratten haben längst die Herrschaft übernommen. Knapp sieben Millionen Ratten belagern Rom, das heißt, auf jeden Bürger kommen zwei Nager. Und es kann passieren, daß in der feinsten Einkaufsstraße Roms, in der via Condotti,  fröhlich eine Ratte vor „Armani“ herumwieselt, nur irritiert durch das Gekreische der internationalen feinen Käuferschar.

 Auch der Tiber, einst in Filmen wie „Ein Herz und eine Krone“ so romantisch verewigt, ist krank. Schmutzige Abwasserfluten  überschwemmen immer wieder die Ufer. Wer hier badet, spielt mit dem Leben. Rom, die Stadt, die als Modell für die unterirdische Abwasserversorgung in der ganzen Welt galt, ist längst heruntergewirtschaftet. Keine Reinigung der Turbinen oder der Gitter, einfach nichts, alles wird ignoriert. 

Dabei entpuppt sich die erste weibliche Bürgermeisterin in der Ewigen Stadt, die 39jährige Virginia Raggi, von der populistischen „Fünf-Sterne-Bewegung“, seit ihrer Amtsübernahme im Sommer 2016 als Flop. „Das Schneewittchen auf dem Kapitol“ marschiert von einer Katastrophe in die nächste. Doch die Partei hält – noch – zu ihr.