© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/18 / 04. Mai 2018

„America first“: Zölle und Sanktionen beflügeln die Alcoa-Aktien
Deutsche zahlen drauf
Thomas Fasbender

Vor vier Jahren war die Aluminiumproduktion in Deutschland noch „schmutzig, teuer, überflüssig“. Die Aluhütte Trimet verbrauche so viel Strom wie die Stadt Essen. Bei einem Jahresbedarf von 2,5 Millionen Tonnen würde der Wegfall von 500.000 Tonnen aus heimischen Hütten „kaum ins Gewicht fallen“, behaupteten ARD-„Energieexperten“.

Inzwischen hat das Vertreiben der Aluindustrie offenbar keine Priorität mehr, denn dem Kampf gegen die bösen Putins dieser Welt muß alles untergeordnet werden. Das jüngste Ziel ist der weltweit zweitgrößte Aluproduzent Rusal (JF 18/18). Für welche politischen Vergehen der Hauptaktionär Oleg Deripaska bluten soll, ist unbekannt. Dennoch verliert Rusal wohl sein gesamtes US-Geschäft. Wenige Wochen zuvor hatte Donald Trump Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium aus China verhängt. Die Importeure bestellten daraufhin bei Rusal. Damit war dem US-Aluriesen Alcoa auch nicht geholfen. Was lag näher, als Rusal zum Lieferanten non grata zu machen? Eine Oligarchenfirma kann schließlich nur böse sein, das finden auch ARD & Co. Ohne Chinesen und Russen gibt es aber noch weniger Aluminium am Markt. Von einem Alu-Defizit von einer Million Tonnen ist die Rede. Auch der Rohstoff Bauxit wird knapp – was das bedeutet: steigende Preise und steigende Alcoa-Profite in Pennsylvania. Die Aktie kletterte auf ihr Jahreshoch, die Gewinnerwartungen stiegen von 2,6 auf bis zu 3,7 Milliarden Dollar.

Es gibt auch Verlierer: Die Aluminiumverarbeiter beklagen weltweit die hohen Preise. In Irland droht einer Rusal-Fabrik die Schließung. Die australisch-britische Rio Tinto muß neue Käufer für ihre Rohstoffe finden. Und es stellt sich die Frage: Geht es bei den Maßnahmen überhaupt um Rußland? Um Rusal und Alcoa – ja. Aber um die russische Politik? Die EU sanktioniert Rußland seit vier Jahren. Tausende Firmen haben ihre Kunden verloren, Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze. Was haben die Opfer gebracht? Nichts. Was soll das Ganze dann?