© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/18 / 04. Mai 2018

Zeitschriftenkritik: Pommern
Kultur eines verschwiegenen Landes
Ulrich Zimmer

Im vorigen Jahr sah alles danach aus, daß die seit 1963 erscheinende kulturhistorische Zeitschrift Pommern im Mahlstrom der Insolvenz des Pommerschen Zentralverbands und der faktischen Auflösung der Landsmannschaft Pommern (JF 3/18)  verschwinden würde. Denn vergeblich warteten die Abonnenten auf das dritte und vierte Heft des Jahrgangs 2017. Im Januar las man daher in dieser Zeitung (JF 5/18) schon einen Abgesang auf die zuletzt von der promovierten Kunsthistorikern Jana Olschewski redigierte Zeitschrift, der es über einen verblüffend langen Zeitraum hinweg gelungen ist, landeskundliche Forschung einem breiten Publikum historisch interessierter Leser ästhetisch ansprechend, abwechslungsreich und wissenschaftlich akkurat zu vermitteln. 

Doch  glücklicherweise war das Totenglöcklein zu früh geläutet worden. Im Februar setzte der Verein für pommersche Familien- und Ortsgeschichte (Pommerscher Greif e. V.) die schon resignierten Abonnenten per Rundschreiben davon in Kenntnis, daß er die Rechte an der Zeitschrift erworben und die Herausgeberschaft übernommen habe. Durch Zuweisung von Mitteln aus dem Vorpommern-Fonds der Schweriner Landesregierung habe man es zudem ermöglicht, auch die ausgebliebenen Hefte 3 und 4/2017 zu finanzieren. Ob dann der Jahrgang 2018, unter der erprobten Ägide von Jana Olschewski, sich behaupten und das um die „Bewahrung des historischen Erbes und der Stiftung einer festen Identifikation mit der pommerschen Heimat“ bemühte Periodikum fortan „im ruhigen Fahrwasser segeln“ könne, wie man im Pommerschen Greif hofft,  hängt jedoch von der Werbung vieler neuer Abonnenten ab.

Wie die nun ausgelieferten „Nachzügler“-Ausgaben 2017 eindrucksvoll zeigen, sollte es noch Unentschlossenen nicht schwerfallen, der Einladung des Greif-Vorstandes zu folgen und ihre „Verbundenheit mit Pommern“ durch ein wohlfeiles Abo unter Beweis zu stellen. Wartet Heft 3, dessen Schwerpunkt sich dem pommerschen August Gaul widmet, dem Tierbildhauer Werner Ehlert (1905–1968), doch mit einem üppig illustrierten kunsthistorischen Leckerbissen auf, wie er geeigneter nicht sein könnte, um Neugier auf die Kultur des weithin unterschätzten „verschwiegenen Landes“ (Roswitha Wisniewski) zu wecken. Daran schließen sich, mit nicht weniger prächtigen Abbildungen versehen, Beiträge über „Stargard im großartigen Vedutenwerk der ‘Pomerania’“ sowie eine Studie über „Ländliche Motive in der Malerei“ und ihren Wert als Zeitdokumente an. 

Heft 4 bedient abermals kunsthistorische Interessen, etwa mit einer „Auswahl schmuckreicher Kartuschen in historischen Pommern-Karten“, gibt aber auch der politischen Geschichte viel Raum. Besondere Aufmerksamkeit verdient dabei die staunenswert präzise, mit seltenen Fotos bereicherte Schilderung, die Klaus Raatz, Jahrgang 1936, von seiner „Flucht aus Köslin“ im März 1945 gibt.

Kontakt. Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte. Erscheint vierteljährlich für einen Abo-Preis von 28 Euro. 

 http://zsp.pommerscher-greif.de/