Olaf Kampmann ist ein schwieriger Typ. Der Berliner betreibt die linke Netzseite „Prenzelberger Stimme“. Für AfD-Abgeordnete wie mich hat er nur Spott und Verachtung übrig. Nach Wahlniederlagen lästert er: „AfD-Fraktion mit Dauerdurchfall“. An anderen Tagen erstellt er Fotomontagen, um Kandidaten verächtlich zu machen. Kurz: Er ist gehässig und oft unter der Gürtellinie.

Aber so müssen Journalisten sein dürfen. Keiner bei der AfD wäre auf die Idee gekommen, den Mann inhaftieren zu lassen. Bei einigen Genossen sitzt der Knüppel lockerer. Kampmann, der dort Freunde und Feinde hat, ergriff 2013 in der Kandidatenauswahl Partei für eine Genossin. Diese verlor den innerparteilichen Kampf aber. Also nahm er sich den Sieger zur Brust, der jetzt im Bundestag sitzt.

145 Tage Haft sind für eine längst korrigierte Falschbehauptung vollkommen unangemessen.

Kampmann fand Pikantes über dessen Immobiliengeschäfte heraus. Der Abgeordnete mochte das gar nicht und überzog den Blogger mit Unterlassungsklagen. Es kam zum Rechtsstreit. Die Auseinandersetzung spitzte sich zu, bis Kampmann von einem Gericht wegen kleinerer Vergehen Ordnungsgelder aufgedrückt bekam, die er nicht bezahlen konnte oder wollte. 14.500 Euro sind viel Geld für einen Blogger.

Er entschied sich, die Strafe für 145 Tage im Gefängnis abzusitzen. Er ist kein Engel, aber diese Buße wegen längst korrigierter Falschbehauptungen ist völlig unangemessen. Erstaunlicherweise läßt der Vorgang die linken Parteien kalt. Gerade sie, die sonst jedes Gesetz in Ungarn oder Polen kritisieren, das sie verdächtigen, die Pressefreiheit zu untergraben. Oder denken wir an Deniz Yücel. Kampmann selbst vergleicht sich (größenwahnsinnig) mit dem Welt-Korrespondenten. Aber der Unterschied ist: Niemand in Deutschland setzt sich für Kampmann ein.

Bleibt zu hoffen, daß eine solche Einschüchterung von kritischen Journalisten in Deutschland nicht zum Alltag wird.