© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/18 / 04. Mai 2018

Frisch gepresst

Unrechtsstaat. Handelte es sich bei der Schleusenöffnung im Sommer 2015 um die Tat von improvisierenden „Getriebenen“ (Robin Alexander), oder begann die Bundesregierung, einen humanitär drapierten Bevölkerungsaustausch ins Werk zu setzen? Der Staats- und Verwaltungsrechtler Ulrich Vosgerau neigt zur „Getriebenen“-These, will aber angesichts des fanatischen Festhaltens an dieser posthumanen Katastrophenpolitik nicht ausschließen, daß die Merkel-Regierung ihren „demographischen Umsturz“ unumkehrbar macht, „um sie der demokratischen Disposition aller Folgegenerationen ein für allemal zu entziehen“. Die Antwort auf die Frage überläßt Vosgerau jedoch den Historikern, um sich als Jurist auf die Beschreibung des Phänomens des in der deutschen Verfassungsgeschichte nach 1945 einzigartigen, „unverfroren, massenhaften Rechtsbruchs“ zu konzentrieren. Seine glasklare Analyse der Umwandlung Deutschlands „von einem nahezu perfekten, in der ganzen Welt bewunderten Rechts- und Verfassungsstaat“ in ein Land, in dem die Regierung sich um Recht und Verfassung nicht mehr kümmere und das Parlament dazu schweige, verknüpft er mit bitteren persönlichen Erlebnissen, die ihm als Kritiker der medial abgesicherten „Willkommenskultur“ widerfuhren. Entstanden ist ein tiefenscharfer Bericht zur Lage einer von ihren „Eliten“ verratenen Nation, dem die weiteste Verbreitung zu wünschen ist. (wm)

Ulrich Vosgerau: Die Herrschaft des Unrechts. Die Asylkrise, die Krise des Verfassungsstaates und die Rolle der Massenmedien. Books on Demand, Norderstedt 2018, broschiert, 242 Seiten, 8,95 Euro





Vorbild USA. Schon das Kaiserreich galt als Europas Amerika. Als genauso „amerikanisiert“ galten Kulturkritikern vom Zuschnitt Martin Heideggers die Weimarer Republik und das Dritte Reich. Vor allem in der seichten Massenkultur, Radio, Kino, Sport, Mode, schienen die Deutschen sich dem Schreckbild USA anzunähern. Darauf habe sich die Nachahmung aber nicht beschränkt, glaubt der in Yale lehrende Rechtshistoriker James Q. Whitman. Wie schon eine Reihe von Autoren vor ihm behauptet er auch, die US-Rassenpolitik habe nach 1933 inspirierend auf die NS-Rassengesetzgebung gewirkt. Allein die nicht auf die USA begrenzte Konjunktur des Rassendiskurses vor 1933 widerlegt allerdings die arg monokausal argumentierende Arbeit Whitmans. (wm)

James Q. Whitman: Hitlers amerikanisches Vorbild. Wie die USA die Rassengesetze der Nationalsozialisten inspirierten, Verlag C. H. Beck, München 2018, gebunden, 249 Seiten, 26,95 Euro