© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/18 / 18. Mai 2018

Rückruf der Woche
Sag’ zum Martin leise servus
Christian Vollradt


Einige wenige erinnern sich vielleicht noch an Martin Schulz. Für die Mehrheit sicherheitshalber zur Erinnerung: Herr Schulz war einmal – verkürzt und cum grano salis – Bürgermeister eines Spaßbads bei Aachen, bevor er von Silvio Berlusconi in einen prominenten Europaabgeordneten verwandelt wurde. Vor etwas über einem Jahr kürten ihn seine Genossen mit hundert Prozent der Stimmen zum Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl. In dieser Funktion entvolksparteiisierte Schulz die SPD erfolgreich auf zwanzigkommafünf. Anschließend schloß er eine Koalition seiner Sozialdemokraten mit denen Angela Merkels kategorisch aus, schmiedete dann doch erfolgreich mit dieser eine Koalition. Noch kategorischer lehnte er seinen Eintritt ins schwarz-rote Kabinett ab, um wenig später Interesse am Chefsessel im Auswärtigen Amt anzumelden. Daraus wurde bekanntlich nichts, da sitzt jetzt einer ohne „Haare im Gesicht“ (Zitat Sigmar Gabriels Tochter). Inzwischen ist Schulz hauptamtlich Hinterbänkler im Bundestag (Landesliste Nordrhein-Westfalen). Damit das nicht so bleibt, dachten sich die Parteifeindefreunde Johannes Kahrs und Michael Müller, der Martin würde doch einen prima Spitzenkandidaten für die Europawahl 2019 abgeben. Quasi ungeöffnet zurück, oder so. Das „Hast du einen Opa, schick ihn nach Europa“ scheinen manche Genossen, so makaber es klingt, als Vorstoß zur Legalisierung aktiver politischer Sterbehilfe zu verstehen.