© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/18 / 25. Mai 2018

CD-Kritik: Utro – Third Album
Minimalistisch
Sebastian Hennig

Die russische Post-Punk-Band Mo-torama (JF 14/17) konnte auf ihrem letzten Album noch luftiger und weicher werden, weil sie die dunklen Aspekte der russischen Seele in das Musikprojekt Utro ausgelagert hat. Die gleichen Musiker bildeten diese Formation fünf Jahre nach der Gründung von Motorama. Hier wird auf russisch gesungen und alle Titel und der Name in kyrillischen Lettern gedruckt.

Die neue Platte ist schlicht „Drittes Album“ betitelt. Die scheppernde Fröhlichkeit der klirrenden Gitarren, die für Motorama so typisch ist, versagt man sich. Zu hören ist neben einer hier extra monotonen Stimme von Vladislav Parshin nur Keyboard-Baß, Schlagzeug und verschiedene Synthesizer. Wobei das handgespielte Schlagzeug, ohne Rhythmuswechsel wummernd, jede Elektronik an Eintönigkeit übertrifft. Es können auch einmal nur die Becken sein, die unausgesetzt schwirren, so daß der eigentlich perkussive Teil dem Baß zufällt. Die Keyboards klingen zuweilen sängerischer als der Vokalist.

In dieser Akzentverschiebung tradierter instrumentaler Zuweisungen liegt der Reiz dieser Musik. Der Minimalismus weckt eine Resonanz beim Hörer. Bei alledem klingen Utro nicht so kunstgewerblich wie die Minimalisten Steve Reich und Terry Riley. Denn die Russen haben mehr Jazz im Blut und weniger Mechanik im Sinn.

Utro  Third Album Talitres, 2017  www.talitres.com