© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/18 / 25. Mai 2018

Umwelt
Paradies auf Erden
Volker Kempf

Aus ökologischer Sicht ist das Paradies auf Erden die unberührte Natur mit großer Artenvielfalt. Doch dann kam der Mensch, vermehrte sich und gestaltete seine Umwelt mittels Technik immer mehr um. Aber war die Technik auf Erden auch in der Lage, für eine gesunde Umwelt zu sorgen? Diese Frage stellte der Publizist Theo Löbsack 1972 in dem vom Tierfilmer Eugen Schuhmacher (1906–1973) beeindruckend bebilderten Band „Europas Paradiese – Letzte Chancen eines gefährdeten Kontinents“. Pestizide, Wasserverschmutzung, Luftverpestung, Müll und Lärm lauten die Felder. Das von Löbsack behandelte DDT ist mittlerweile nicht mehr im Einsatz. Wasser wird vermehrt geklärt. Abgase werden gefiltert, nur mit Feinstaub und Stickoxid gibt es noch Ärger. Müll wird meist verbrannt, und alte Deponien aus den 1970er Jahren werden heuer mit viel Geld saniert. Lärm ist ein Dauerthema geblieben, aber manch Zweirad oder Flugzeugdüse lärmt nicht mehr so sehr wie einst. Die Bilanz ist also nicht so schlecht, die damaligen Alarmrufe wurden offenbar erhört.

Die Bilanz nach über vier Jahrzehnten ist am treffendsten wohl als gemischt zu bezeichnen.

Am Ende des Bandes finden sich Tiere gelistet, um die man sich sorgen müsse. Der Wolf wird behandelt, er sei einst „ein großer Schädling“ des Viehs gewesen und dezimiert und in Deutschland ausgerottet, vereinzelt seien Wölfe vom Osten her eingewandert. Das Paradies Europa ließ dieses Problem heute wieder virulenter werden. Andere Tiere wie der Vogel „Bienenfresser“ werden mit großem Aufwand etwa am Kaiserstuhl geschützt, die Wildkatze ebenso, die allerdings unter dem zunehmenden Verkehr leidet. Die Liste der Großwildtiere wie Sattelrobbe, Schwarzstorch und andere mehr liest sich wie ein Schutzkatalog aus heutiger Zeit. Die Zukunft des Paradieses auf Erden ist in Europa weiterhin auf einem ungewissen Weg, die Bilanz nach über vier Jahrzehnten am treffendsten wohl als gemischt zu bezeichnen.