© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/18 / 25. Mai 2018

Haltungsnote
Weithergeholte Behauptung
Martina Meckelein

Dem Deutschlandfunk Kultur sei Dank. Sein Autor, der freie Journalist Eren Güvercin, darf die Behauptung aufstellen, daß der vergangene Woche begonnene muslimische Fastenmonat Ramadan ein alter deutscher Brauch und überhaupt „deutscher“ und hier „beheimateter“ sei als vieles, was inzwischen als deutsche Kultur durchgehe. „Was wohl Goethe, Schiller und Rilke dazu sagen würden?“ fragt Herr Güvercin. 

Zu fragen ist vielmehr: Wie kommt der Autor auf die verwegene Behauptung, der Ramadan in Deutschland sei älter als das Münchner Oktoberfest? Dessen Wurzeln gehen bis ins 14. Jahrhundert zurück. Er belegt seine Behauptung übrigens mit keiner Silbe. 

Und: Welche Voraussetzungen legt der öffentlich-rechtliche Rundfunk eigentlich für die Beschäftigung seiner Autoren und die Abnahme deren Texte an? Es scheint, Migrationshintergrund, islamische Glaubenszugehörigkeit, ein Faible für gemeinsame Abende mit den türkisch-nationalistischen jungen Grauen Wölfen und Sympathien für die erdogansche Unterwanderungs-Kolonne Ditib seien ausreichend. Die Erfüllung journalistischer Mindeststandards kann es jedenfalls nicht sein.